Europäische Wolkenforschung


Das Sonnblick-Observatorium in Rauris (Pinzgau) wird zum europäischen Zentrum der Wolkenforschung. Die Ergebnisse und entwickelten Messgeräte sollen dann im europaweiten Wetter- und Klimaforschungsprojekt ACTRIS vernetzt werden.

Wolken sind etwas ganz Alltägliches, und dennoch ist ihr Inneres größtenteils unerforscht. Auf gut 3.100 Höhenmetern auf dem Sonnblick soll sich das jetzt ändern: Im Observatorium wird das Zusammenwirken von Aerosolen, Wolken und Spurengasen gemessen und erforscht.

In einem Laborraum des Observatoriums steht seit Herbst 2021 ein blauer, mannshoher schmaler und eher unscheinbarer Kasten. Darin verbirgt sich allerdings ein 250.000 Euro teures Messgerät namens "PINE". "Dieser Prototyp stammt aus Karlsruhe und wurde extra für ACTRIS entwickelt", erzählte die Leiterin des Sonnblick-Observatoriums, Elke Ludewig. Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) wolle damit wichtige Daten für die Wetter- und Klimaforschung sammeln.

"Mit diesen Wolkenparametern, die wir erfassen – wie etwa der Flüssigwassergehalt oder auch die Tröpfchenspektren, die wir analysieren –, tragen wir dazu bei, dass wir besser verstehen, wie Wolken funktionieren. "In diesem Bereich seien noch sehr viele Fragen offen, so Ludewig: "Welche Wechselwirkungen gibt es zwischen diesen Kleinstpartikeln und der Wolke ? Wie funktioniert das mit dem Klima ?"
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"Wir schauen uns die mikrophysikalischen Eigenschaften der Wolke an", erklärte Meteorologe Christian Maier am Dienstagnachmittag bei einem Lokalaugenschein am Sonnblick, an dem auch Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) teilnahm.

Je genauer die Erkenntnisse über die Strahlungseigenschaften und die Zusammensetzung der Wolke seien, desto genauer werde auch die Klimaprognose, sagte Maier. Er ist für die Implementierung des Wolkenmonitorings zuständig und betreut gemeinsam mit Messtechniker Gerhard Schauer die Aerosolmessung und das Datenmanagement. "Die Wechselwirkung zwischen Aerosolen und Wolkenbildung ist noch zu wenig erforscht", weiß Schauer.
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Wolken wurden bisher zwar in Einzelprojekten untersucht, jetzt können aber erstmals über Jahre hinweg Daten direkt aus den Wolken gewonnen werden. Diesen langfristigen Datensatz brauche man, um zu verstehen, wie das alles funktioniere, so Ludewig. "Weil heute haben wir schönes Wetter, morgen ist es vielleicht wieder nebelig, und diese Zusammenhänge könnte man sonst nicht festlegen."

Ludewig rechnet im Sommer 2022 mit der offiziellen Freigabe seitens der EU. Im November sind die ersten Pilot-Messkampagnen mit europäischen Forschungseinrichtungen geplant. "Bis 2024 sollen alle Institutionen, die dabei sind, ein Kochrezept von uns bekommen, wie Wolken gemessen werden", skizzierte Christian Maier den Zeitplan. Einen wichtigen Part spielt dabei das Qualitätsmanagement der Daten. In der Implementationsphase von ACTRIS werden am Sonnblick jährlich 100.000 Euro investiert. Zwei zusätzliche Mitarbeiter sind für das Projekt vorgesehen.

Die ZAMG investiert 100.000 Euro jährlich in das neue Projekt. Derzeit laufen die Vorbereitungen, der Vollbetrieb startet 2025.

Quelle:
Europäische Wolkenforschung auf Sonnblick
(abgerufen am 14.04.2022)