Wüsten



Die Verwitterung, der Wind, aber auch das selten fließende Wasser gestalten aus den unterschiedlichen Ausgangsmaterialien verschiedenartige Wüstenformen:

Sandwüsten

Die Sandwüste ist vermutlich jene Wüstenform, an die beim Stichwort "Wüste" als erstes gedacht wird. Weite Sandflächen, hohe Dünenketten sind Bilder, die damit gerne verknüpft werden.
Doch dieser Eindruck ist falsch:
Tatsächlich machen Wüsten, deren Oberfläche aus Sand besteht, nur etwa 20 % der Gesamtwüstenfläche aus.
Fasst man die Sandwüste noch enger, d.h., nimmt man nur die Fläche der Sandmeere und Dünen, die als Erg bezeichnet werden, so beträgt der Anteil nur 5 %.
Selbst in der Sahara werden nur 15 bis 20 % der Fläche vom Erg eingenommen, dennoch ist für viele Menschen der Erg der Inbegriff aller Wüsten.
Ergs können nur entstehen, wenn ausreichend Sand zur Verfügung steht. Dies ist der Fall, wenn in nahegelegenen Sandsteingebirgen durch die Verwitterung Sand bereitgestellt wird, der dann vom Wind ausgeblasen und akkumuliert werden kann.
Ein großer Teil der Sandmassen ist auch von den zwar selten auftretenden, dann aber recht ergiebigen Starkregenfällen transportiert worden.
So können Wadis große Mengen von Sand abgelagern.
Auch an den Küsten (z.B. Namib) oder im Bereich von Binnenflüssen (z.B. Amu−Darja) werden große Mengen Sand abgelagert.
Bei genügend großen Windgeschwindigkeiten bilden sich aus den Sandmassen und −haufen nach den Gesetzen der Aerodynamik verschiedenartige Dünenformen.
In den trockenen und vegetationslosen Wüstenteilen Innerasiens und der Sahara findet man häufig Barchane (Sicheldünen). Sie sind aus Sandanhäufungen entstanden, bei denen der Wind die Enden wegen der geringeren Masse schneller wegblasen konnte als den kompakten Mittelteil.
Dadurch entsteht eine Sichelform, bei der die offene Seite der Sicherl dem Wind abgewandt ist (Leeseite).
Barchane können bis über 100 m hoch sein, und bei entsprechenden Windgeschwindigkeiten kommen Verlagerungen der Dünen bis ca. 20 m pro Jahr vor.
Wird die Windgeschwindigkeit sehr groß, können Barchane in der Mitte zerreißen und es entstehen Längsdünen.
Ferner gibt es windparallele Riesendünen mit über 100 m Höhe und mehreren Kilometern Länge, die im Arabischen als Draa bezeichnet werden.
Eine Parabeldüne sieht ähnlich wie ein Barchan aus. Allerdings ist hier die offene Seite dem Wind zugewandt (Luvseite).
Parabeldünen entstehen, wenn der Boden unter der Düne feucht ist bzw. die niedrigen Enden von Vegetation festgehalten werden. Dann wird − im Gegensatz zum Barchan − der trockene Sand im Mittelteil der Düne versetzt, während die Enden zurückbleiben.
Parabeldünen treten besonders in Küstennähe auf.
Bei beiden Dünenarten ist nach den Gesetzen der Aerodynamik die Luvseite flach ansteigend, die Leeseite steil. Dieser Umstand ist schon manchem Expeditionsfahrzeug zum Verhängnis geworden: Fährt man die Luvseite hinauf und bremst nicht rechtzeitig am Kamm ab, kann das Fahrzeug die steile Leeseite hinunterstürzen.
Da im gleißenden Wüstenlicht die Kammlinie nicht immer auszumachen ist, sind derartige Unfälle nicht selten.
Die Bildung von Barchanen und Parabeldünen beschreibt nur die einfachen Geneseformen bei gleichbleibender Windrichtung.
Wechselt hingegen die Windrichtung, so können noch vielfältigere Dünenformen entstehen.
Aus Barchanen können beispielsweise Sterndünen entstehen und verschiedene Dünenformen können sich zu fast chaotisch anmutenden Dünenlandschaften entwickeln.
So sind in der Sahara regelrechte Dünengebirge mit Höhen von 200 bis 300 m aufgetürmt worden.

Gesteinswüsten

Gesteinswüsten werden auch als Fels− oder Schuttwüsten bezeichnet, oftmals wird auch ihr arabischer Name "Hamada" benutzt.
Die Hamada besteht entweder aus nackten Felsflächen oder aus kantigen Gesteinsbrocken. Diese entstehen durch die Verwitterung, wenn größere Blöcke zersprengt werden oder sich größere Blöcke von Felshängen an Gebirgen lösen.
Die in der Hamada liegenden Blöcke oder Gesteinstrümmer sind eckig, manchmal auch scharfkantig. Dann sind die Hamadaflächen für die Durchquerung mit Geländewagen äußerst ungünstig, weil sie die Reifen zerfetzen können.
Die Hamada ist die am weitesten verbreitete Wüstenform, sie macht rund 70 % der Wüstenflächen aus.
Sand kommt in der Hamada kaum vor, denn wenn er bei der Verwitterung der Gesteine entsteht, wird er gleich vom Wind ausgeblasen.
Bei höheren Windgeschwindigkeiten und bei Sandstürmen wirkt der mitgeführte Sand wie ein Sandstrahlgebläse. Je nach Windgeschwindigkeit und Korngröße des Sandes kann dieses Sandstrahlgebläse bis zu 2 m Höhe wirksam werden. Es sorgt dafür, daß einzelne Felsen bis zu dieser Höhe abgeschliffen werden. Die darüber liegenden Partien werden nicht berührt. Auf diese Weise entstehen Pilzfelsen.

Kies− oder Geröllwüsten

Dieser Wüstentyp wird auch als Serir oder Reg bezeichnet.
Die Oberfläche des Serir ist mit gerundeten Kieseln unterschiedlicher Größe bedeckt. Die Rundung der Gerölle und Kiesel deutet darauf hin, daß sie vom Wasser transportiert und abgeschliffen worden sind.
Dies kann bei den hin und wieder auftretenden Starkregen und Sturzfluten geschehen sein. Auch ein Transport in den Wadis kommt für die Abrundung in Frage.
Viele Serirflächen stellen aber auch fossile Bildungen dar: Während der Eiszeiten war z.B. das Klima in der Sahara wesentlich regenreicher als heute: In dieser Zeit lagerten sich große Schwemmfächer ab.
Kies− oder Geröllwüsten machen insgesamt nur etwa 5 % aller Wüstenflächen aus.

Schotts

Das episodisch fließende Wasser in Wadis sowie von Randgebirgen kommende Flüsse enden oftmals in Becken in der Wüste.
In diesen abflußlosen Gebieten entstehen dadurch Endseen oder Hohlformen, die nur episodisch mit Wasser gefüllt sind.
Wenn die Wasserzufuhr stark genug ist, kann sich ein solcher See über längere Zeit halten, wie dies beim Aralsee der Fall ist.
Der Aralsee schrumpft allerdings seit über 50 Jahren, weil seine beiden Zuflüsse, der Syr− und der Amu−Darja für Bewässerungszwecke angezapft worden sind.
Ist die Wasserzufuhr dagegen schwach oder nur episodisch, so versickert und verdunstet das Wasser. Dabei werden Tone abgelagert und Salze durch die Verdunstung ausgeschieden. So entstehen Salz− und Salztonebenen oder Salzsümpfe.
Der Name "Schott" für diese Form stammt aus dem südlichen Atlasgebiet und hat sich als Fachbegriff weitgehend durchgesetzt.
In anderen Wüsten werden u.a. folgende Namen benutzt: Sebcha (Sahara), Takyr (Turan), Salar (Südamerika), Playa (Mexiko).
Die Schotts haben einen Anteil von zusammen knapp 5 % der Gesamtwüstenfläche.

Wadis

Eine auffällige Form in Wüsten sind die Wadis. Es sind Trockentäler mit steilen Böschungen. Sie können bis über 1000 km lang sein (Sahara).
In manchen Wüstenregionen können sich − ähnlich wie bei Bächen und Flüssen − ganze Wadinetze ausbilden.
Die Entstehung der Wadis ist unterschiedlich. Ein Teil von ihnen ist mit Sicherheit fossil, d.h. zu Zeiten eines regenreichere Klimas in den heutigen Wüsten entstanden.
Einige Wadis wurden aber auch in der Neuzeit aufgrund von Starkregen gebildet.
Auch die fossilen Wadis werden heute noch umgestaltet: Bei jedem Starkregen wirkt die Erosion auf die Geländeform.
Die Wadis füllen sich nach Regenfällen in ihrem Einzugsgebiet. Da der z.T. trockene und feste Boden die plötzlichen Wassermengen nicht so schnell aufnehmen kann, fließt das Wasser mit großer Geschwindigkeit im Wadi zu Tal.
Dabei kann sich ein Wadi überraschend hoch mit Wasser füllen. Selbst ein kleines Wadi wie z.B. das Wadi Mya kann dann eine Wasserhöhe von 8,5 m erreichen.
Da viele Wadis als Verkehrswege genutzt werden und solche Fluten − besonders, wenn der Niederschlag im entfernt gelegenen Einzugsbereich fällt − völlig überraschend kommen können, finden immer wieder Menschen und Tiere den Tod.
Andererseits passieren solche Sturzfluten relativ selten.
Die Wadis sind für das Leben in der Wüste von einiger Bedeutung. Neben der Nutzung als Verkehrswege enthalten sie oftmals Grundwasser in relativ geringer Tiefe unter dem Talboden. Dadurch kann z.T. Vegetation wachsen, z.T. eignen sich die Wadis für die Anlage von Brunnen.