Wasser



Es gibt sie in jedem Supermarkt und Discounter. Avocados sind der Trend im Obst− und Gemüseregal. Denn neben dem Geschmack überzeugt die Avocado mit Inhaltsstoffen wie Vitamin A und E, gesunden Fettsäuren, Folsäure und Kalium.

Der Hype um die Avocado ist kein Zufall, erzählt uns der Marketingsoziologe Oliver Errichiello: "Das Entscheidende beim Erfolgszug der Avocado war mehr oder weniger eine sehr durchdachte Strategie, wo sich die Produzenten von Avocados zusammengetan haben, aus unterschiedlichen Ländern, mehr oder weniger klar gemacht haben, um welche Besonderheit es bei der Avocado geht, dass sie nämlich gesund ist, dass man damit nichts falsch machen kann und dass sie ein super trendiges, man könnte auch sagen sexy Produkt ist."

Der Lobby-Verband "World Avocado Organization" steckt jährlich drei Millionen Euro in die Werbung der Superfrucht, allein in Europa.
Auch wenn sie das eigentlich gar nicht nötig habe, wie der Vorsitzende des Verbandes, Xavier Equihua, meint: "Avocados verkaufen sich ganz von selbst: Weil sie gut für uns sind."

Importiert werden die Früchte hauptsächlich aus Mittel− und Südamerika.
In Ländern wie Mexiko und Chile sind die Temperaturen für die Bäume optimal.
Die weltweit steigende Nachfrage sorgt dafür, dass mit der Avocado viel Geld verdient werden kann.
Also werden immer mehr Plantagen angepflanzt. Mengen, die die Natur längst nicht mehr alleine versorgen kann: Es fehlt an Wasser.

Für die Produktion eines Kilogramms Avocados sind rund 1.000 Liter Wasser nötig, circa sieben Badewannen für drei Früchte. Zum Vergleich: Ein Kilo Tomaten braucht rund 200 Liter Wasser.

Für die Menschen in den Anbauländern werden die Avocados deshalb zunehmend zum Problem, erzählt uns die Sprecherin der chilenischen Umweltorganisation RAP-Chile, María Elena Rozas: "Den Gemeinden in der Nähe von Avocado−Plantagen, fehlt es nicht nur an der Oberfläche an Wasser, sondern auch an Grundwasser. Das Wasser ist lebensnotwendig für sie. In den vergangenen Jahren trockneten sehr viele Brunnen aus. Die Lage hat sich dramatisch verschlechtert."

Rund um die Plantagen herrscht Trockenheit, doch bei der "World Avocado Organization" wird das Problem offenbar als weniger gravierend beurteilt.
Xavier Equihua, CEO der "World Avocado Organization", sagt dazu: "Lassen Sie uns nicht nur darüber sprechen. Sehr viel Wasser ist Regenwasser, also Wasser, das vom Himmel fällt."

Für den Verband ist die Avocado vor allem eins, ein Wirtschaftsfaktor. "Die gesamte Produktionskette profitiert. Eine Win−Win−Situation für alle," meint ihr Vorsitzender.

María Elena Rozas dagegen meint: Win−Win vor allem für die Plantagenbesitzer: "Das Avocado−Geschäft lohnt sich nur für wenige. Beim Anbau von Avocados werden nämlich zum Beispiel auch Pestizide verwendet, die sehr gefährlich sind. Die sind ein Risiko für die Gesundheit der Plantagen−Arbeiter. Viele der Pestizide, die auf den Feldern verwendet werden, sind wahrscheinlich krebserregend für den Menschen."

Wer Avocados kaufen möchte, bei denen auf Pestizide und Wasserverbrauch geachtet wird und zudem die CO2−Bilanz etwas besser ist, sollte Früchte aus Israel oder Spanien mit dem EU−Bio−Siegel kaufen.
Nur bei Avocados aus europäischen Ländern und Israel werden die Standards auch von der EU kontrolliert.
Bei Früchten aus beispielsweise Südafrika oder Südamerika kann das Siegel ebenfalls auf Bio−Avocados auftauchen, die Standards sind dort jedoch trotzdem andere.

Quelle:
https://www.daserste.de/information/wirtschaft-boerse/plusminus/sendung/swr/avocado-wahnsinn-100.html
(abgerufen am 30.04.2018)