Klimawandel



Vielfliegern ist der Jetstream ein Begriff. Die kräftige Höhenströmung zieht in Schlangenlinien von West nach Ost. Sie beschert Flugzeugen auf dem Weg von den USA nach Europa Rückenwind und bremst in der Gegenrichtung.

Abgesehen davon wirkt der Jetstream als Wettermacher. Wie ein Förderband transportiert er Hoch− und Tiefdruckgebiete nach Europa und sorgt für Sonne oder Wolken.

Doch der Jetstream verändert sich. Ursache dürfte die menschgemachte Erderwärmung sein. Darauf deuten immer dichtere Forschungserkenntnisse hin. Am Ende steht, was Klimaforscher seit Jahren vorhersagen: Wetterextreme werden nicht nur häufiger, sie dauern auch immer länger an. So hatte es im Jänner 2018 im südspanischen Valencia den Rekordwert von 26,6 Grad Celsius.
Montpellier in Südfrankreich meldete mit 14,5 Grad die wärmste je im Jänner gemessene Nachttemperatur, gleichzeitig versanken die Westalpen im Schnee und im Norden tobte der Sturm "Friederike".

Was hat der Jetstream damit zu tun ?

"Der Jetstream wird durch die Temperaturunterschiede zwischen der warmen Äquatorregion und der kalten Arktis angetrieben", erklärt Jascha Lehmann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.
Je stärker der Temperaturunterschied, desto stärker die Westwindströmung. Je geringer die Differenz, desto schwächer.

Nun setzt die menschgemachte Erderwärmung der Arktis am meisten zu. Das Polareis schmilzt in Rekordtempo. Nirgendwo sonst wird es rascher wärmer − und dem Jetstream geht das Tempo aus. Er wird langsamer und gerät ins Schlingern. Bereits 2012 beobachtete die US-Wetterbehörde NOOA, dass die normalerweise flotte West−Ost−Bewegung des Jetstreams immer wieder in eine gemächliche, beinahe stationäre Nord−Süd−Schwingung umschlägt. Das Phänomen ist nicht neu, Häufung und Dauer jedoch schon.

Die NOOA verortete als Ursache die Erwärmung der Arktis und die damit einhergehende Verringerung des Temperaturunterschieds zur Tropenzone. Seither bestätigte eine Reihe von Studien unter anderem des PIK, der Pennsylvania State University oder der Rutgers-Universität in New Jersey den Zusammenhang. So wird es immer wahrscheinlicher, dass die Veränderung der großen Windsysteme unseres Planteten durch die Erderwärmung tatsächlich das Wetter beeinflusst.

Schlingert der Jetstream über den USA weit nach Süden aus und bleibt in seiner Bewegung nach Osten mehr oder weniger stecken, schaufelt er polare Kaltluft an. Was die grimmigen Temperaturen in weiten Teile der USA erklärt.
Über dem Atlantik wiederum geht es in einer großen Kurve weiter. Warme und feuchte Luft wird verfrachtet. Sie treibt die Temperaturen in Spanien und Frankreich in die Höhe, fällt in den Alpen als Niederschlag, manchmal als Schnee, zu Boden und verursacht Turbulenzen an den nordeuropäischen Küsten.

Eine Änderung dieser Wetterlage kommt sicher. Spätestens, wenn sich der Jetstream wieder nach Osten in Bewegung setzt. Das aber kann, Erderwärmung sei Dank, dauern.

Im Sommer vermag dieses Phänomen eine paar heiße Tage zu einer Hitzewelle zu verlängern oder auch, wie in den vergangenen Wintern, aus bislang üblichen wenigen vorweihnachtlichen Föhntagen eine wochenlange Wärmeperiode zu machen.

Verursacht wird die Erderwärmung vor allem durch die Verbrennung von Kohl, Öl und Gas in Kraftwerken, Fabriken und Fahrzeugen.

Quelle:
Salzburger Nachrichten, Klimawandel ?
(Ausgabe vom 29.01.2018)