Klimawandel



Woher kommt die ungewöhnlich stabile Wetterlage, die in Europa im Sommer 2018 wochenlang für Hitze und Trockenheit sorgte ?
Eine wichtige Rolle spielen laut neuen Studien riesige Luftströme in der Atmosphäre, die Wetterwechsel blockieren.

Die Forscher und Forscherinnen haben dabei einen umfassenden Überblick über die Forschung zu sommerlichen Blockade−Wetterlagen und sogenannten Jetstreams vorgestellt. In einer ersten Studie richteten sie den Blick besonders auf den Einfluss der übermäßigen Erwärmung der Arktis.

Die Belege häufen sich, dass sich dadurch vermutlich die Zirkulationsmuster von Luftströmen hoch oben im Himmel zeitweilig verändern. Diese wiederum beeinflussen lokal und regional das Wetter − mit manchmal verheerenden Auswirkungen am Boden. So etwa 2016 bei einem Waldbrand in Kanada, wie ein zweites Forscherteam in einer weiteren Studie zeigt.

"Riesige Luftströme umkreisen unsere Erde in der oberen Troposphäre − wir sprechen von planetaren Wellen", erklärt Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und Mitautor der zweiten Studie. "Jetzt häufen sich die Beweise, dass die Menschheit diese gewaltigen Windströmungen durcheinander bringt. Angeheizt von den Treibhausgasemissionen, werden die natürlichen Zirkulationsmuster wahrscheinlich von der globalen Erwärmung verzerrt."

Normalerweise schwingen die Wellen, die Ketten von Hoch− und Tiefdruckgebieten transportieren, von West nach Ost zwischen dem Äquator und dem Nordpol. "Doch wenn sie durch einen subtilen Resonanzmechanismus festgehalten werden", sagt Schellnhuber, "verlangsamen sie sich, so dass das Wetter in einer bestimmten Region hängen bleibt. Regen kann dann zur Überschwemmung werden, sonnige Tage zu Hitzewellen, und zundertrockene Bedingungen zu Waldbränden."

Der aktuelle Sommer (Anm.: 2018) ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie sich Blockade−Wetterlagen auf Gesellschaften auswirken kann: Anhaltend heiße und trockene Bedingungen in Westeuropa, Russland und Teilen der USA bedrohen manche Ernteerträge in diesen für die ganze Welt wichtigen Kornkammern.

Unmengen von Studien sind in den letzten Jahren zu diesem Thema erschienen, manchmal mit scheinbar widersprüchlichen Ergebnissen. Für die nun veröffentlichte Übersichtsstudie haben sich die Forscher vor allem auf den Arktis−Faktor konzentriert. Im Zuge der globalen Erwärmung heizt sich die Arktis rascher auf als die übrige nördliche Erdhalbkugel. Dadurch verringert sich der Temperaturunterschied zwischen Nordpol und Äquator − und diese Temperaturdifferenz ist eine maßgeblich Antriebskraft für die großen Luftströme in der Atmosphäre.

"Es gibt inzwischen viele Studien, die auf eine häufigere oder verstärkte Blockade von Luftströmungen in den mittleren Breiten hinweisen − neben der arktischen Erwärmung könnte auch eine Verschiebung der Zugbahnen von Stürmen infolge des Klimawandels ein Faktor sein, ebenso so wie Veränderungen im tropischen Monsun", sagt Simon Wang von der Utah State University in den USA, Ko-Autor der Übersichtsstudie.

"Mit der der globalen Erwärmung wird sich der indische Sommermonsunregen wahrscheinlich verstärken, was sich auch auf die globalen Luftströme auswirken könnte, und letztlich zu weiteren Wetterblockaden beitragen könnte. Alle diese Mechanismen funktionieren nicht isoliert voneinander, sondern beeinflussen sich gegenseitig", sagt Wang. "Es gibt starke Belege dafür, dass die Winde, die mit Sommerwettersystemen einhergehen, schwächer werden. Und das kann mit so genannten verstärkten quasistationären Wellen interagieren. Diese kombinierten Effekte deuten darauf hin, dass Wettererlagen im Sommer auf der Nordhalbkugel länger andauern − und damit zu Extremwetter werden können."

Quelle:
"Blockadewetter" führt zu Hitze und Trockenheit
(abgerufen am 20.08.2018)