Vorbote


In Europa gibt es momentan mehrere Regionen, die von Vulkanausbrüchen bedroht sind. Eine wichtige Rolle bei der Früherkennung spielen Erdebenschwärme − also das Aufeinanderfolgen von Beben in kurzer Zeit wie zuletzt in Island.

Island liegt geografisch gesehen am Mittelozeanischen Rücken, dort treten immer wieder Erdbeben und Vulkanausbrüche auf. Mehr als dreißig aktive Vulkane gibt es auf der Insel und zuletzt war dort ein sogenannter Erdbebenschwarm zu beobachten. Das bedeutet, dass zahlreiche Beben in kurzen Abständen auftreten, erklärt der Geophysiker Robert Supper von Geosphere Austria. Im Südwesten der Insel gab es am vergangenen Wochenende mehrere Beben pro Minute, insgesamt waren es Tausende, oft starke Beben.

Bei einem Beben steigt Magma auf und es bewegt sich die Erde − es kommt zu Rissen. Jeder Riss verursacht ein Beben, manche sind nur klein, andere machen schwerwiegende Erdbeben aus. Die Summe dieser Risse, die sich bilden, mache letztendlich den Erdbebenschwarm aus.

Die Erdbeben geben wichtige Hinweise darauf, dass im Untergrund etwas passiert. Treten sie gar im Schwarm auf, ist es ein deutliches Zeichen dafür, dass ein Vulkanausbruch kurz bevorstehen könnte. Wissenschaftler können an seismischen Stationen herausfinden, wo genau und in welcher Tiefe die Beben stattgefunden haben, die dann zum Ausbruch führen, wenn die Erdkruste nicht mehr standhält.

Ein anderes Beispiel sind die Phlegräischen Felder in der Nähe des Vesuv, auch hier gab es zuletzt vermehrt Beben und die Situation bleibt angespannt. Ein Vulkanausbruch würde hier nämlich auch die Stadt Neapel betreffen. Ob er kommt, weiß niemand.

Eine genaue Vorhersage sei auch in Island mit momentanen wissenschaftlichen Methoden nicht möglich, man könne im Prinzip nur beobachten und Vorsorge treffen in Form von Absiedelungen, so Supper. Das heißt: niemand könne sagen, ob es wirklich zu einem Vulkanausbruch kommt, wo der genau sein wird und auch nicht, wie groß dieser Ausbruch sein wird, wenn er denn kommt. Möglich sei auch, dass sich die Erde wieder beruhigt.

Grundsätzlich habe es in Island in den letzten Jahren bereits einige Vulkanausbrüche gegeben, die Erdkruste sei geschwächt und halte möglicherweise nicht mehr so viel aus, die Brüche könnten deshalb stärker ausfallen und auch die Vielzahl der Beben könne damit zusammenhängen, vermuten Wissenschaftler.

Für die Zukunft könnte auch der Klimawandel eine Rolle spielen bei den isländischen Vulkanausbrüchen. Denn wenn Gletscher schmelzen, die bisher über einem Vulkan gelegen waren, kann sich eine völlig neue Dynamik entwickeln, so Robert Supper.

Der Gletscher drückt mit seiner Masse auf das Erdgestein und kann auf diese Weise Ausbrüche verhindern. Manche der Gletscher sind jedoch in den letzten Jahren bereits rapide geschmolzen und das kann neue Brüche begünstigen.

Auch vermehrte oder stärkere Regenfälle könnten durch Wasserbewegungen im Untergrund neue Dynamiken auslösen, mit solchen und anderen Szenarien beschäftigen sich Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in Island jedenfalls bereits seit Längerem.

Quelle:
https://science.orf.at/stories/3222122/
(abgerufen am 18.11.2023)