Entdeckter Mechanismus


Forscherinnen und Forscher am CERN haben einen neuen Mechanismus für die extrem schnelle Bildung von Aerosolpartikeln aufgedeckt. Obwohl sie lokal in bestimmten Regionen der Erde entstehen, könnten sie das Klima auf interkontinentaler Ebene beeinflussen.

Aerosole, winzige Teilchen in der Atmosphäre, können das Klima abkühlen, indem sie Sonnenlicht zurück ins All reflektieren und als Kondensationskeime zur Wolkenbildung beitragen. Wolken und Aerosole sind jedoch nach wie vor große Unbekannte in der Klimaforschung, dazu zählt auch die Entstehung von neuen Aerosolpartikeln.

Im Rahmen der internationalen CLOUD−Kollaboration am CERN wurde ein neuer Mechanismus für die extrem schnelle Bildung und das Wachstum der Kleinstpartikel auf, der nun im Fachmagazin "Nature" vorgestellt wurde. "Unsere Ergebnisse werden die Zuverlässigkeit globaler Klimamodelle bei der Berücksichtigung der Aerosolbildung in der oberen Troposphäre und bei der Vorhersage künftiger Klimaveränderungen verbessern", erklärte Jasper Kirkby, Sprecher von CLOUD, in einer Aussendung.

Das Team führte Experimente in einer Kammer durch, in der sich die Aerosolbildung künstlich nachbilden und beobachten lässt. Dort ließen sie Dämpfe von Schwefelsäure, Salpetersäure und Ammoniak unter kalten Bedingungen, wie sie in der oberen Troposphäre herrschen, miteinander reagieren. So zeigte sich, dass diese drei Verbindungen zehn bis tausend Mal schneller neue Partikel bilden als ein Schwefelsäure−Ammoniak−Gemisch. In früheren CLOUD−Experimenten identifizierten die Forscher letzteres noch als die dominierende Quelle für Aerosole in der oberen Troposphäre.

Computermodelle zeigten, dass sich die unter dem neu entdeckten Mechanismus gebildeten Aerosole zwar lokal in ammoniakreichen Regionen bilden, etwa über den asiatischen Monsungebieten. Durch den Jetstream können sie aber in nur wenigen Tagen von Asien nach Nordamerika gelangen − "und so möglicherweise das Klima der Erde auf interkontinentaler Ebene beeinflussen", schrieb das CERN.

Quelle:
https://science.orf.at/stories/3213190/
(abgerufen am 22.05.2022)