Neue Maut


Seit Jahren wird in New York die Einführung einer Maut für den staugeplagten Stadtbezirk Manhattan diskutiert. In einer Machbarkeitsstudie spielte die Metropolitan Transportation Authority (MTA) nun verschiedene Szenarien durch. Für Kraftfahrzeuge könnten künftig bis zu 23 Dollar (etwa 22 Euro) pro Tag fällig werden.

Manhattans Stauproblem besteht seit Jahrzehnten. In der vergangenen Dekade hat es sich weiter verschärft, zeigt der Bericht der MTA. Die gefahrene Durchschnittsgeschwindigkeit in Manhattans zentralem Geschäftsbezirk sank zwischen 2010 und 2019 um 22 Prozent auf umgerechnet etwa elf Stundenkilometer. 102 Stunden gehen Autofahrerinnen und Autofahrern jährlich durch Stau verloren.

Unabhängig von der Höhe würde die Einführung einer Maut den Verkehr in den inneren Teilen Manhattans um 15 bis 20 Prozent verringern und die Luftverschmutzung reduzieren, heißt es im Bericht. Der MTA, die den öffentlichen Nahverkehr in der Stadt New York und großen Teilen des gleichnamigen Bundesstaates organisiert, könnte die Abgabe zwischen einer und 1,5 Mrd. Dollar pro Jahr einbringen. Fließen soll das Geld in den "Öffi"−Ausbau. Die Maut "ist gut für die Umwelt, gut für den öffentlichen Nahverkehr und gut für New York und die gesamte Region", sagte MTA−Chef Janno Lieber.

Was die Höhe der Maut betrifft, finden sich mehrere Szenarien im Bericht. Eine Präferenz für ein bestimmtes Modell äußern die Autorinnen und Autoren nicht. Der höchstmögliche Preis wären 23 Dollar für Autos, Lkws, Taxis und Leihfahrzeuge, zu entrichten einmal täglich. Für Lenkerinnen und Lenker, die über eine der sieben bereits mautpflichtigen Brücken und Tunnels nach Manhattan fahren, sind Gutschriften vorgesehen. Als niedrigsten Preis geben die Autoren neun Dollar an. In diesem Szenario gebe es allerdings keine Begrenzung, wie oft am Tag die Abgabe eingehoben wird, Gutschriften soll es keine geben.

Neue Maut 01

Europäische Städte wie London, Oslo und Stockholm setzen bereits auf Citymautmodelle. Mit der Vorlage des Berichts kommt nun auch Bewegung in die seit Jahren in New York laufende Debatte. Im Jahr 2019 machten die Abgeordneten des Bundesstaates New York den Weg für eine "Stausteuer" in Manhattan frei. Die geplante Einführung mit Ende 2021 verzögerte sich allerdings, da die Regierung während der Präsidentschaft von Donald Trump das Vorhaben auf die lange Bank schob.

Die Federal Highway Administration (FHWA), die auf Bundesebene für die Bewilligung der Maut zuständig ist, hat den Bericht der MTA nun nach eigenen Angaben abgesegnet. Bis Anfang September wird die Bundesbehörde eingegangene öffentliche Stellungnahmen auswerten. Ihre Entscheidung dürfte die FHWA dann im Jänner fällen. Sobald die Behörde grünes Licht gibt, werden laut der New Yorker MTA noch etwa zehn Monate zur Vorbereitung des elektronischen Mautsystems benötigt.

Hinter den Kulissen läuft bereits ein Tauziehen um die Ausgestaltung der Maut. New Yorks Bürgermeister Eric Adams befürwortet die Abgabe grundsätzlich, drängt aber auf großzügige Ausnahmen vor allem für Stadtbewohner mit niedrigen Einkommen. Man dürfe den New Yorkern nicht zu viel aufbürden für die Nutzung ihrer eigenen Straßen, sagte der Politiker der Demokraten. Auch zahlreiche Interessenverbände verlangen Ausnahmen, etwa für Taxis, Motorräder und E−Fahrzeuge.

Autofahrer, die aus New Jersey etwa über die George−Washington−Brücke nach Manhattan pendeln, werden bereits zur Kasse gebeten. New Jerseys demokratischer Gouverneur Phil Murphy beharrt aus diesem Grund auf Gutschriften für Fahrzeugbesitzerinnen und −besitzer aus seinem Bundesstaat, sollte die Manhattan−Maut Realität werden. MTA−Chef Lieber warnte vor zu großzügigen Ausnahmen − je mehr Leute von der Gebühr befreit würden, desto höher die Belastung für all jene, die zahlen müssten, argumentiert er.

Quelle:
https://orf.at/stories/3280547/
(abgerufen am 16.08.2022)