Dürres Ergebnis
Die UNO−Konferenz zur Wüstenbildung (COP16) in Saudi−Arabien ist am Samstag mit einem dürren Ergebnis zu Ende gegangen. Zwar sprach der Vorsitz von einem "Wendepunkt", doch eine verpflichtende Übereinkunft dazu, wie Wüstenbildung bekämpft und Böden wieder fruchtbar gemacht werden können, gab es nicht.
"Die Parteien brauchen mehr Zeit, um sich auf das beste Vorgehen zu einigen", erklärte der Chef des UNO−Sekretariats zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD), Ibrahim Thiaw, in seiner Abschlussrede. Die Verhandlungen in Riad waren am frühen Morgen beendet worden, einen Tag später als geplant.
Vor allem afrikanische Länder hatten auf ein verpflichtendes Protokoll gehofft. In einer Pressemitteilung hieß es lediglich, dass die Länder "bedeutende Fortschritte gemacht haben, indem sie die Grundlagen für ein künftiges weltweites Regime für den Kampf gegen Dürre gelegt haben, das sie bei der COP17 im Jahr 2026 in der Mongolei vollenden wollen".

Ein Delegierter, der anonym bleiben wollte, sagte der AFP, die afrikanischen Länder hätten jedoch gehofft, dass die Gespräche zu einem verpflichtenden Protokoll zum Thema Dürre führen würden. Damit hätte sichergestellt werden sollen, dass "jede Regierung dafür verantwortlich gemacht wird", strengere Pläne zur Vorbereitung und zur Reaktion auf Dürre zu entwickeln.
Zwei weitere Teilnehmer der COP16−Konferenz, die ebenfalls anonym bleiben wollten, sagten AFP, dass entwickelte Länder ein verpflichtendes Protokoll abgelehnt und stattdessen zu einem "Rahmenabkommen" gedrängt hätten, das aus Sicht afrikanischer Länder unzureichend sei.
Unterdessen sagte der Berater des Vorsitzenden Osama Fakiha: "Die COP16 in Riad war ein Wendepunkt, um das internationale Bewusstsein für die dringende Notwendigkeit zu schärfen, die Wiederherstellung von Böden und die Widerstandsfähigkeit gegen Dürre zu beschleunigen."
Auch die saudi−arabische Präsidentschaft selbst sprach bei dem "bisher größten Treffen" im Kampf gegen Wüstenbildung von einem "bahnbrechenden Moment", seien doch eine Reihe "wichtiger internationaler Partnerschaften" angekündigt und finanzielle Mittel in der Höhe von über zwölf Milliarden Dollar zugesagt worden.
Nach Angaben der UNO verursachen Dürren, "die durch die Umweltzerstörung durch den Menschen befeuert werden", allerdings weltweit pro Jahr Kosten in Höhe von mehr als 300 Milliarden Dollar (285,23 Milliarden Euro).

Die Konferenz scheint sich somit in die Reihe jener UNO−Konferenzen zu Umwelt und Klima einzugliedern, die ohne große Erfolge blieben. Auch die vergangenen Konferenzen, etwa die Weltklimakonferenz, die Biodiversitätskonferenz und jene zu einem verbindlichen Plastikabkommen blieben weit hinter den Erwartungen zurück.
Laut UNO muss jeder Beschluss, der auf Klima− und Umweltkonferenzen getroffen wird, von allen 197 Vertragsstaaten genehmigt werden. Entscheidungen werden also einstimmig getroffen.
Konkret bedeutet das, dass jedes Land die Möglichkeit hat, Veto einzulegen, und somit die Verhandlungen zu konkreten Abkommen und Abschlusserklärungen zu Fall bringen kann. Gerade Saudi−Arabien, das Gastgeberland der Wüstenkonferenz, blockierte im vergangenen Jahr etwa mehrmals weitreichende Beschlüsse zu Umwelt− und Klimaschutz.

Nicht zuletzt wirken sich Blockaden beim Klimaschutz aber einmal mehr auch auf Dürren aus, werden diese durch die Klimakrise doch zusätzlich verschärft. Denn längere und härtere Trockenperioden können dazu beitragen, dass fruchtbare Böden allmählich austrocknen.
In Kombination mit der geringeren Bodenfeuchtigkeit und dem Verlust von Vegetation sind Böden in bereits trockenen Regionen besonders anfällig für Wüstenbildung.
Juliane Wiesenhütter, bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit im Bereich internationaler Bodenschutz tätig, meinte dazu: "In Afrika ist vor allem die Sahelzone rund um die Sahara von Übernutzung, Klimaschwankungen und Bevölkerungswachstum betroffen, was durch Bodendegradation zu Hunger, Konflikten und dem Verlust landwirtschaftlicher Nutzflächen führt." Zugleich trage die Wüstenbildung selbst zum Klimawandel bei, indem Kohlendioxid aus degradierten Böden freigesetzt werde, "was eine gefährliche, sich selbst verstärkende Spirale erzeugt", so Wiesenhütter.
In der Sahelzone zeigt sich derzeit zumindest ein grüner Hoffnungsschimmer − nämlich jener der "Großen Grünen Wand" ("GGW"). Der Grüngürtel, der sich quer durch die Sahara vom Westen bis nach Osten erstrecken und einer weiteren Ausbreitung der Wüste entgegenwirken soll, gilt als eines der ambitioniertesten Klimaschutzprojekte des Kontinents. Bis 2030 sollen dadurch 100 Millionen Hektar Böden wieder fruchtbar gemacht und 250 Millionen Tonnen CO2 dadurch aufgenommen werden.
Auch die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit unterstützt seit 2020 das Projekt − mit rund 4,5 Millionen Euro, wie es gegenüber ORF.at hieß. "Der österreichische Beitrag dient dazu, die Koordination der zuständigen Stellen in den elf derzeit an der Initiative beteiligten Sahelstaaten zu verstärken", so ein Sprecher des Außenministeriums. Das erfolge beispielsweise über die Organisation eines länderübergreifenden Informations− und Erfahrungsaustausches oder Beratung bei der Erstellung grenzüberschreitender Wasseraktionspläne.
Quelle:
https://orf.at/stories/3378981/
(abgerufen am 17.12.2024)