G



Der Gini-Koeffizient gibt den Grad der Ungleichheit der Einkommensverteilung in einem Land oder einer Region an.

Die Berechnung des Gini-Koeffizienten geht aus der Lorenz-Kurve hervor. Diese besteht aus verschiedenen Punkten, die den Zusammenhang zwischen dem aufsummierten Prozentsatz der Bevölkerung (x-Achse) und dem aufsummierten Prozentsatz des Einkommens dieser Bevölkerung (y-Achse) wiedergibt, d.h. die Lorenz-Kurve zeigt, wie das Gesamteinkommen einer Volkswirtschaft auf einen bestimmten Anteil der Bevölkerung entfällt (z.B. 90 % des Einkommens fallen auf 10% der Bevölkerung).

Lorenz-Kurve

In der Graphik steht z.B. Punkt A auf der (roten) Lorenz-Kurve für die Aussage "die unteren 40% der Bevölkerung besitzen 10 % des gesamten Einkommens", während Punkt B die Aussage "die unteren 90 % der Bevölkerung besitzen 60 % des gesamten Einkommens" ermöglicht.

Die Lorenz-Kurve befindet sich stets zwischen der (grünen) "Linie der totalen Gleichheit" und der (blauen) "Linie der totalen Ungleichheit". Die "Linie der totalen Gleichheit" ("45 Grad Linie") steht für eine gleiche Einkommensverteilung. Entlang dieser Linie ist das Einkommen aller Individuen identisch, da stets die Eigenschaft "x % des Einkommens werden von x % der Bevölkerung verdient" gilt.

Die (blaue) "Linie der totalen Ungleichheit" spiegelt die genau entgegengesetzte Situation (ein einziges Individuum besitzt das gesamte Einkommen eines Landes) wider.

Für die Analyse wird nun der Abstand zwischen der Lorenzkurve und der "45 Grad Linie" berechnet, d.h. um wie viel die beobachtete Einkommensverteilung von der Gleichverteilung abweicht. Dazu ermittelt man den Prozentsatz des Anteils der Fläche zwischen der "45 Grad Linie" und der Lorenz-Kurve an der Gesamtfläche. Das Ergebnis dieser Berechnung ist ein Wert von 0 bis 1 und wird als Gini-Koeffizient bezeichnet.

Entspricht die Lorenz-Kurve exakt der "45 Grad Linie", so ist die Fläche zwischen den beiden Linien gleich 0 und der Gini-Koeffizient ebenfalls 0.
Entspricht aber die Lorenz-Kurve exakt der "Linie der totalen Ungleichheit", so erhält man für den Flächeninhalt (und den Gini-Koeffizienten) den Wert 1.

Daraus ergibt sich folgende Überlegung: Je näher der Gini-Koeffizient bei 0 liegt, desto gleicher ist die Verteilung des Einkommens.

Im Allgemeinen werden Länder mit einem Gini-Koeffizienten zwischen 0,50 und 0,70 als sehr einkommensungleich und Länder mit einem Gini-Koeffizienten zwischen 0,20 und 0,35 als relativ einkommensgleich bezeichnet.
In Österreich pendelt der Gini-Koeffizient seit Jahren um den Wert 0,3.

Kritikpunkte an der Berechnung des Gini-Koeffizienten sind:

Nicht-Berücksichtigung von Menschen, die vor allem im informellen Sektor tätig sind, Teilen der indigenen Bevölkerung oder von Obdachlosen.
Berechnung meist nur auf nationaler Ebene, daher kaum Aussagen über Unterschiede in der Verteilung des Einkommens innerhalb eines Landes möglich.
Keine Angaben über die absolute Einkommenshöhe der jeweiligen Bevölkerung, d.h. ein Land mit sehr niedrigen absoluten Einkommen kann zwar eine gleiche Einkommensverteilung aufweisen, aber dennoch eine insgesamt sehr arme Bevölkerung besitzen.

Der Gini-Koeffizient ist somit als eine Art "Richtwert" zu verstehen. Um jedoch umfassende Aussagen über den "wirklichen" Entwicklungsgrad eines Landes machen zu können, sind weitere Daten (z. B. HDI) nötig.