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Mit dem Begriff "Fairtrade" werden die Aktivitäten, Organisationen und Vertragswerke umschrieben, die den Handel zwischen den Industriestaaten und den Entwicklungsländern so gestalten möchten, dass die konventionellen Handelsbeziehungen aufgebrochen und ein Handel auf Augenhöhe betrieben werden kann.

Die konventionelle Wertschöpfungskette bei Produkten und Rohstoffen beruht stets auf gering bezahlten Arbeitern oder auf landwirtschaftlichen Produzenten, die viel arbeiten, aber oftmals von dem Erlös ihrer Produkte kaum leben und erst recht keine Familie ernähren können. Die Gewinne werden im Zwischen- und Großhandel gemacht. Am Ende der Kette zahlt der Konsument einen Preis, der sehr hoch oder sehr niedrig ist und dennoch alle zwischenzeitlich abgeschöpften Gewinne beinhaltet.

Die Situation der zum größten Teil in den Entwicklungsländern ansässigen Produzenten und Arbeiter wurde schon vor gut 50 Jahren als "unfair" empfunden. Seitdem bemühen sich Organisationen in den Industriestaaten des Nordens, faire Handelsbeziehungen aufzubauen.

Beim Fairtrade-Zertifizierungssystem stehen zwei Maßnahmen im Mittelpunkt:

Der Fairtrade-Mindestpreis garantiert den Produzenten ein Mindestpreis, der die Produktionskosten für eine nachhaltige Produktion decken soll. Dieser Garantiepreis sollte stets über dem Weltmarktpreis für dieses Produkt liegen. Falls der Weltmarktpreis den Garantiepreis übersteigt, muss der höhere Preis gezahlt werden. Damit stellt der Mindestpreis eine finanzielle Absicherung der Produzenten dar.

Die zusätzlich gezahlte Fairtrade-Prämie soll die Bauern oder Arbeiter befähigen, gemeinschaftliche soziale Projekte zur langfristigen Verbesserung ihrer Situation planen, finanzieren und umsetzen zu können.

Der Schwerpunkt des Fairtrade-Handels liegt auf landwirtschaftlichen Gütern, die aus Entwicklungsländern importiert werden. Die Produktpalette reicht von Kaffee, Tee, Bananen und weiteren Südfrüchten, Kakao, Schokolade, Zucker, Honig bis hin zu Wein und Textilien aus Baumwolle. Blumen, und dabei hauptsächlich Rosen, stellen ein stark wachsendes Segment dar. Dazu kommen noch handwerkliche Erzeugnisse.

Vom Fairtrade-System profitieren mehr als 1,6 Mio. Landwirte und Arbeiter, die sich auf 1.228 Produzentenorganisationen in 74 verschiedenen Ländern verteilen. 88 % der Fairtrade-Produzenten sind dabei in kleinbäuerlichen Kooperativen organisiert. An sie flossen 2015 16 Mio. € als Fairtrade-Prämien für gemeinschaftliche Projekte.

Über die Auswirkungen des Fairen Handels wird kontrovers diskutiert. Etliche Studien kommen zu dem Schluss, dass die Fairtrade-Ziele weitgehend greifen würden, d.h. die Einnahmen kleinerer Hersteller werden verbessert und stabilisiert, die Lebensqualität und das Selbstbewusstsein nehmen zu und es wird ein erheblicher Entwicklungsbeitrag geleistet.

Kritiker bemängeln u.a., dass die Produzenten für die Zertifizierung Lizenzkosten zahlen müssen, was den Gewinn über die höheren Preise der Produkte verringern würde. Zudem würden durch den Mindestpreis die normalen Preisbildungsmechanismen außer Kraft gesetzt. Grundsätzlich wird bemängelt, dass der Begriff "fair" jeden anderen Handel als "unfair" oder "diskriminierend" darstelle.