Herausforderung


Die Donau ist Teil der wichtigsten europäischen Wasserstraße zwischen Nordsee und Schwarzem Meer für den Güterverkehr. Im Vorjahr allerdings hat vor allem der Ukraine−Krieg den Schiffsverkehr gebremst. Auch Trockenperioden mit Niedrigwasser können Probleme bereiten. Trotzdem soll in Zukunft mehr Fracht von der Straße auf den Fluss verlagert werden. Für die Donauschifffahrt bringt das einige Herausforderungen.

Der österreichische Abschnitt der Donau zwischen der Staatsgrenze bei Passau und Bratislava ist knapp 350 Kilometer lang. Die Infrastruktur auf bzw. entlang dem Fluss gilt als die am besten ausgebaute im ganzen Donau−Raum, entsprechendes Potenzial wird dem Güterverkehr auf dem Fluss für die Zukunft attestiert, etwa im Aktionsprogramm Donau bzw. Masterplan Güterverkehr 2030 des Klimaschutzministeriums. In der Praxis bemüht sich die Österreichische Wasserstraßen−Gesellschaft m.b.H. viadonau, verstärkt Güter von der Straße und Schiene auf das Wasser zu bekommen.

Ein Unsicherheitsfaktor dabei sind das Wetter bzw. Klima, konkret längere niederschlagsarme Perioden, die zu Niedrigwasser führen. Mit dem Problem ist die Donau allerdings nicht allein. Auf Deutschlands wichtigster Wasserstraße, dem Rhein, sank der Pegel zuletzt deutlich unter einen Meter. Kein Schubverband konnte mehr voll beladen fahren − "klassische Niedrigwasserzeit", hieß es.

Welche Rolle der Klimawandel langfristig für den Wasserstand der Donau spielen wird, lässt sich schwer einschätzen. Der sei natürlich Thema, auf der Donau in Österreich seien aber "die Fahrwasserbedingungen in der Langzeitbetrachtung sehr stabil", so Christoph Caspar von viadonau im Gespräch mit ORF.at. Was sich allerdings beobachten lasse, sei, dass Niedrigwasser in den letzten Jahren nicht erst im Herbst, sondern tendenziell schon früher auftrete.

Herausforderung 01

Im Vorjahr war das laut dem Jahresbericht Donauschifffahrt 2022 bereits im März und dann nochmals zwischen Juli und September der Fall, die Donau führte laut dem Bericht 2022 insgesamt weniger Wasser als in den zehn Jahren zuvor. Grund dafür waren längere Trockenperioden. Allerdings, so Caspar, sei Niedrigwasser kein Phänomen der jüngeren Vergangenheit, die Donauschifffahrt habe schon immer damit zu tun gehabt.

Als Betreibergesellschaft der Wasserstraße und zuständig für praktisch alles rund um den Fluss, versucht viadonau, möglichst rasch auf veränderte Rahmenbedingungen zu reagieren. Der Fluss stehe ständig unter Beobachtung und werde das ganze Jahr über vermessen, erklärt Caspar, Leiter Unternehmenskommunikation und Organisationsmanagement bei viadonau. Mögliche Problemstellen, wenn etwa der Fluss Sediment verfrachtet, versuche man zu identifizieren, die Fahrrinnen würden gegebenenfalls ausgebaggert.

Herausforderung 02

Das "Erhaltungsziel" von viadonau sei die Zurverfügungstellung einer durchgängigen Fahrwassertiefe von 2,5 Metern auf der Donau das ganze Jahr über, so Caspar. Der Tiefgang der Schiffe und Schubverbände ist natürlich je nach Eigengewicht und Fracht unterschiedlich, mitunter müssen sie bei Niedrigwasser weniger laden. Auf dem Rhein in Deutschland konnten Schiffe zuletzt nur noch mit 40 Prozent Kapazität fahren.

Daten zu Pegeln und Seichtwasser, Brückendurchfahrtshöhen und andere Informationen, die die Schiffscrews auf dem Fluss brauchen, sind im Monitoringsystem "DoRis" ("Donau River Information System") von viadonau und Verkehrsministerium verfügbar.

Viadonau wurde 2005 gegründet und ist zuständig für alle Bundesbelange auf und entlang der Donau, vom Wasserstraßenmanagement bis zum Flussmanagement. Dazu gehören auch ökologische Belange wie der Schutz der Biodiversität, etwa über Renaturierungsmaßnahmen. Auch der Hochwasserschutz ist eine Kernaufgabe. Dieses "integrative Konzept", so Caspar, sei eine tragende Säule der Arbeit.

Eine weitere ist der Ausbau der Transportkapazitäten auf dem Fluss. Aktuell liegen die Transportmengen auf dem Wasser in Österreich weit hinter Straße und Schiene. Die Binnenschifffahrt sei, nicht für alle Warengruppen, aber für viele Güter sehr nachhaltig und kosteneffizient, erläutert Caspar.

Herausforderung 03

Besonders eignen sich die Schiffe für den Transport großer Mengen Schüttmaterials wie Getreide, Erze, Düngemittel und Treibstoffe, aber auch sehr großer und schwerer Industriegüter und für Schwertransporte, etwa Bauteile für Windkraftwerke. Eine Beispielrechnung von viadonau: Fahre ein Lkw mit einer Gütertonne und einem bestimmten Energieaufwand 100 Kilometer weit, betrage die Reichweite per Bahn 300 und die per Donauschiff 370 Kilometer. Entsprechend besser falle die CO2−Bilanz aus. Laut Statistik Austria rollten im Vorjahr knapp 591 Mio. Tonnen Güter über die Straßen, rund 103 Tonnen wurden per Bahn und rund 6,4 Mio. Tonnen auf dem österreichischen Abschnitt der Donau transportiert. 18 Tonnen entfielen auf Luftfracht.

Die 6,4 Mio. Tonnen Schiffsfracht im Vorjahr entsprechen einem Rückgang von 22,9 Prozent gegenüber 2021. Das größte Volumen wurde in den letzten Jahren mit 8,5 Millionen Tonnen im Jahr 2019 erreicht, 2021 lag das Transportaufkommen bei 8,3 Millionen Tonnen. Mit dem Rückgang um 1,9 Millionen Tonnen wurde ein langjähriger Tiefstand erreicht, wobei laut den Daten auch das Transportaufkommen auf den Auslandsstrecken deutlich zurückging. Am stärksten war der Rückgang bei Importen vor Exporten und Transitfracht.

Dafür war ein Mix aus Ursachen verantwortlich: Der Ausbruch des Kriegs in der Ukraine im Februar, die Verlagerung von Kapazitäten auf andere Abschnitte der Donau und schließlich, wie es im Jahresbericht heißt, die "deutlich unterdurchschnittliche Wasserführung" mit langen Niedrigwasserperioden im Frühjahr und im Sommer 2022. Die Donauschiffe waren nur zu 58 Prozent ausgelastet. Hand in Hand mit dem geringeren Transportaufkommen sank auch der Hafenumschlag in Österreich um 28,5 Prozent.

Die Ukraine versucht besonders seit der Aufkündigung des Getreideabkommens über den Export via Schwarzes Meer mehr Getreide über die Donau auszuführen. Andere Länder forcierten den Import bestimmter Güter, Deutschland etwa den von Kohle. Damit waren Schiffe in anderen Abschnitten der Donau als dem österreichischen quasi gebunden. Das Passagieraufkommen auf der Donau nahm im letzten Jahr nach dem Ende der Coronavirus−Pandemie wieder zu.

Transportiert wird auf der Donau alles Mögliche. Erze und Erzabfälle machten im Vorjahr mehr als ein Viertel aus, land− und forstwirtschaftliche Produkte knapp 20 Prozent, gefolgt von Metall− und Erdölerzeugnissen und Düngemitteln. Ein kleinerer Anteil entfiel auf mineralische Rohstoffe, Nahrungs− und Futtermittel, Brennstoffe, Maschinen und Chemikalien. Der Import überwiegt deutlich.

Herausforderung 04

Die heimische Donau−Flotte umfasste laut Jahresbericht Donauschifffahrt in Österreich 2022 mit Stand letztes Jahr 289 Fahrzeuge. Im Schnitt waren diese 44 Jahre in Betrieb. Sie müssen, um überhaupt gezählt zu werden, gewissen gesetzlichen Vorgaben (Schiffstechnikverordnung) entsprechen und in Österreich registriert sein.

Bei fast der Hälfte (142) handelt es sich um nicht motorisierte Güterkähne und sogenannte Leichter, die im Schubverband eingesetzt werden und von Schubschiffen bewegt werden. Sie sind im Schnitt fast 70 Meter lang. Bei 45 Fahrzeugen handelt es sich um Arbeitsfahrzeuge, darauf folgen mit 32 die Passagierschiffe, zumeist Ausflugs− und nur ein Kreuzfahrtschiff. Außerdem wurden 29 Schubschiffe betrieben. Darauf folgen Gütermotorschiffe (14), im Schnitt 92 Meter lang, dann noch Tankkähne und Tankleichter (elf), "Sonstige" (neun) und schließlich noch Tankmotorschiffe bzw. Tankboote.

Die Donau ist mit einer Länge von knapp 2.850 Kilometern nach der Wolga der längste Fluss auf dem europäischen Kontinent. Ihre Quellflüsse entspringen im deutschen Schwarzwald, sie mündet im Grenzgebiet Rumäniens und der Ukraine in das Schwarze Meer. Auf dem Weg dorthin fließt bzw. berührt sie zehn Länder, die Grenze von Moldawien zwischen Rumänien und der Ukraine nur auf einer Länge von wenigen Metern.

Quelle:
https://orf.at/stories/3337528/
(abgerufen am 02.11.2023)