Stadt der Zukunft


Die Stadt der Zukunft soll grün und klimafreundlich sein und gleichzeitig hohe Lebensqualität haben. Am Reißbrett kann sie nicht entstehen. Die Raumplanung versucht die Bewohnerinnen und Bewohner in die Stadtentwicklung einzubeziehen − wie das gelingen kann, wird ab Mittwoch an der Universität Wien diskutiert.

Immer mehr Menschen leben in Städten und das bleibt nicht ohne Folgen für die weltweiten CO2-Emissionen. Die urbanen Bewohnerinnen und Bewohner sind für rund drei Viertel des Treibhausgases in der Atmosphäre verantwortlich. Umgekehrt haben Städte mit den Folgen der Klimakrise zu kämpfen, mit Hitzewellen, Trockenperiode und Starkregenereignissen.

Ziel müsse es also sein, Städte zukunftsfit zu machen und damit zu Orten, die das psychische, physische und soziale Wohlbefinden der Menschen steigern, sagt die Land- und Raumplanerin Marketta Kyttä von der finnischen Aalto Universität. Bei der internationalen Summer School des Instituts für Geographie und Raumforschung der Universität wird sie in einem öffentlichen Vortrag über digitale Anwendungen sprechen, die nachhaltige Infrastrukturplanung in urbanen Räumen möglich machen sollen.

Nicht zuletzt die Coronavirus-Pandemie habe den hohen Stellenwert von Grünräumen in Städten deutlich gemacht, sagt Kytta. Es brauche Infrastrukturen, die zum Zufußgehen und Fahrradfahren einladen, und weniger Autos auf den Straßen. "Viele dieser Element, die das menschliche Wohlergehen in Städten befördern, schonen auch unseren Planeten", sagt Kytta. Es sei Aufgabe der Raum- und Stadtplanung, nach solchen Win-Win-Lösungen zu suchen.

Dafür müsse man die Bevölkerung einbinden, betont Kyttä, am Reißbrett dürften diese Planungen nicht stattfinden. Um das in großem Maßstab tun zu können, hat sie mit ihrem Team eine Online-Anwendung entwickelt, die Stadtkarten mit Befragungen verbindet. Wie sich Menschen durch eine Stadt bewegen, welche Strecken sie für Einkäufe zurücklegen müssen, wie lange der Weg in die Schule oder in den nächsten Park ist und was sich die Bewohnerinnen und Bewohner für ihre Stadt wünschen − solche Informationen können über die App gesammelt und in Folge für nachhaltige Stadtentwicklung und Klimaschutz genutzt werden.

"Maptionnaire" ist mittlerweile in 35 Ländern im Einsatz, in Städten, die oft Vorbildunktion hätten, sagt Kyttä. Diese Orte würden alternative Wege der Stadtplanung und Raumnutzung aufzeigen. Etwa bei Verkehrskonzepten. Als Beispiel nennt sie Helsinki. Dort verfolge man in der Infrastrukturplanung eine Strategie, die das Zufußgehen prioritär sieht, dann das Fahrradfahren, dann die Öffentlichen Verkehrsmittel und erst dann den Autoverkehr. "Das ist ein nachhaltiges Konzept", sagt Kyttä. Jetzt müsse es nur noch in allen Planungsschritten berücksichtigt werden.

Quelle:
https://science.orf.at/stories/3208939/
(abgerufen am 03.10.2021)