Schwerer Müll


57,4 Millionen Tonnen − so schwer ist Schätzungen zufolge der heuer weltweit entstandene Berg an Elektromüll. Das ist mehr als das Gewicht der Chinesischen Mauer. Experten appellieren daher an Verbraucherinnen und Verbraucher, alte Smartphones und andere Geräte ordnungsgemäß zu recyceln und so die zunehmende Belastung für die Umwelt zu reduzieren.

"Fast jeder und jede von uns hat alte Elektrogeräte zuhause liegen, die nicht mehr gebraucht werden", meint Pascal Leroy, der Generaldirektor des WEEE-Forums im Gespräch mit dem ORF. WEEE steht für "Waste of Electrical and Electronic Equipment".

Durch die ungenutzten Geräte und die damit verbundene Produktion neuer Smartphones und Co. wird die Umwelt aber immer stärker belastet, geben die Experten des Brüsseler Forums zu bedenken. Daher riefen sie den internationalen Tag des Elektroschrotts (E-Waste Day) ins Leben. Am Donnerstag, dem 14. Oktober, findet er bereits zum vierten Mal statt. "Wir wollen die Menschen an diesem Tag daran erinnern, nicht verwendete Smartphones und andere elektronische Geräte fachgerecht zu recyceln", so Leroy.

Dass etwas gegen den Elektromüll getan werden muss, zeigt die von Jahr zu Jahr zunehmende Menge. Laut dem "Global E-Waste Monitor 2020" kamen im Jahr 2019 weltweit etwa 53,6 Millionen Tonnen Elektroschrott zusammen. Aktuelle Schätzungen für das Jahr 2021 ergeben, dass der Müllberg 57,4 Millionen Tonnen schwer werden könnte. Den WEEE-Umweltexperten zufolge übersteige die Masse ausrangierter Kühlschränke, Monitore und Handys damit heuer sogar das Gewicht der Chinesischen Mauer.

Die globale Produktion von Elektroschrott wächst laut den Experten jedes Jahr um rund drei bis vier Prozent. "Wenn es so weitergeht, wird der Müllberg im Jahr 2030 rund 74 Millionen Tonnen wiegen", prognostiziert Leroy. Ein Problem, dass auf einen generell wachsenden Gebrauch von Elektrogeräten, deren immer kürzer werdende Lebensdauer und auf unzureichende Reparatur-Möglichkeiten zurückzuführen ist, erklärt der WEEE-Generaldirektor.

Der E-Schrott ist aus verschiedenen Gründen alles andere als gut für die Umwelt. Einerseits seien zum Beispiel die in vielen Geräten verbauten toxischen Materialien problematisch. "In Flachbildschirmen ist Quecksilber enthalten, in alten Kühlschränken gibt es oft ozonschädigende Stoffe", nennt Leroy nur zwei Beispiele von vielen. Bei einer nicht fachgerechten Entsorgung bestehe die Gefahr, dass die toxischen Stoffe in die Umwelt gelangen.

Neben der nicht fachgerechten Entsorgung stellen aber auch Geräte, die ungenutzt zuhause liegen, ein Problem dar. "In Smartphones ist generell mehr Gold enthalten als in der gleichen Menge Gold-Erz", so Leroy. In einer Millionen Mobiltelefone seien demnach im Durchschnitt 24 Kilogramm Gold, 16.000 Kilogramm Kupfer, 350 Kilogramm Silber und weitere wertvolle Rohstoffe enthalten. Diese könnten recycelt werden, würden sie nicht in Schubladen verstauben. Die Folge: Für die Produktion neuer Elektrogeräte müssen Rohstoffe erst wieder abgebaut werden, was Landschaften zerstört und große Mengen CO2 freisetzt.

Das Problem ist also nicht nur die steigende Menge an Elektroschrott, sondern auch wie mit ihr umgegangen wird. In Interviews mit Verbraucherinnen und Verbrauchern konnten die WEEE-Umweltexperten feststellen, dass weniger Elektroschrott recycelt wird, als die Öffentlichkeit vermutet. So meinten die Befragten, dass etwa 40 bis 50 Prozent des weltweiten E-Schrotts gesammelt und fachgerecht recycelt wird. Nach Berechnungen der UN-Experten waren es 2019 aber nur 17,4 Prozent.

Schwerer Müll 01

Hier sei es laut Leroy wichtig, bessere Angebote zu schaffen: "Viele Geräte werden nicht repariert oder fachgerecht entsorgt, weil deren Besitzerinnen und Besitzer nicht wissen, wo das möglich ist." In Europa sei die Infrastruktur dafür besser gegeben als auf anderen Kontinenten, trotzdem gibt es laut dem WEEE-Generaldirektor aber auch noch zu viele Europäer, die alte Elektrogeräte in Schubladen haben.

Neben dem Schaffen besserer Reparatur- und Recyclingmöglichkeiten liege die Verantwortung aber auch bei allen Produzentinnen und Produzenten, so Leroy: "Um die Menge an Elektromüll zu reduzieren, wäre es gut, wenn neue Geräte länger funktionieren, die Produzenten also die Lebensdauer der Geräte erhöhen." Außerdem sollten die Geräte so gebaut werden, dass sie leichter repariert werden können.

Auch die Verbraucherinnen und Verbraucher sind gefragt. Leroy: "Werft eure alten Mobiltelefone nicht in den Restmüll, behaltet sie aber auch nicht in Schubladen oder Schränken auf." Wenn die Geräte noch funktionieren, sollten sie an Personen, die sie brauchen können, gespendet werden. Beschädigte Geräte können oft repariert und noch einige Zeit weiterverwendet werden. Sie komplett zu entsorgen, sollte laut dem WEEE-Generaldirektor nur der letzte Ausweg sein: "Falls es dazu kommt, bringt die Geräte bitte dorthin, wo sie fachgerecht recycelt werden können."

Quelle:
https://science.orf.at/stories/3209235/
(abgerufen am 16.10.2021)