Zwilling


Einer der artenreichsten Regenwälder im Süden Costa Ricas wird digital nachgebaut: Von der Landschaft des Waldes wird mittels Laserscans ein 3−D−Modell angefertigt. Das Projekt der österreichischen Forschungsstation "La Gamba" soll Artenvielfalt und Gesundheitszustand des Regenwaldes abbilden − und Sponsoren anlocken.

Die Forschungsstation "La Gamba" und der schwedische Konzern für Messtechnik und Software Hexagon mit seiner Tochterfirma R−evolution planen, mit verschiedenen Methoden die Beschaffenheit des Regenwaldes maßstabgetreu abzubilden − von der Luft und vom Boden aus, mittels spezieller Laserscans (LIDAR). Das spätere 3−D−Modell soll Grundlage sein, um den Zustand des Regenwaldes zu erforschen, seine Biodiversität und Artenvielfalt.

"Im Vorjahr ist R−evolution an uns herangetreten, ob sie den Regenwald bei uns vermessen können − und zwar das gesamte Volumen", erklärt einer der Leiter der Tropenstation, der österreichische Botaniker Anton Weissenhofer, das Vorhaben. Nach Angaben des schwedischen Projektpartners gelingt das mit Hilfe der Laserscans aus der Luft mit einer Genauigkeit von bis zu drei Zentimeter. Die Lasersensoren können über mehrere Lichtspektren die Komplexität des Regenwaldes und seine Artenvielfalt erfassen.

Zusätzlich zu den Aufnahmen vom Flugzeug aus wird auch innerhalb des Waldes vermessen: Unterhalb des Kronendachs der Bäume werden an bestimmten Standorten ebenfalls hochauflösende Laserscans stationiert werden, die die Daten aus der Luft ergänzen. Akustikfallen werden die Geräusche im Wald aufzeichnen. Kamerafallen sollen Daten über das Vorhandensein von Säugetieren und Vögeln liefern.

Vom Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) erwartet sich das Forschungsteam Rückschlüsse ziehen zu können, welche und wie viele Arten von Vögeln, Amphibien, Insekten und von Fledermäusen in diesem Regenwald leben. Bodenproben vom Waldboden sollen das Bild vervollständigen und über Vielfalt von Käfern, Würmern, Insekten, Pilzen, Sporen und Bakterien Auskunft geben.

All diese Daten sollen einen genauen und zuverlässigen digitalen Zwilling des Regenwaldes liefern, der Aussagen über seinen Gesundheitszustand und seine Biodiversität ermöglicht. Durch wiederholte Messungen im Abstand von mehreren Jahren lässt sich damit abschätzen, wie der Wald wächst und sich dessen Gesundheit und Artenvielfalt entwickelt. "Der Clou ist, dass wir damit den Wald in seiner Dreidimensionalität erfassen können, mit allem was darin kreucht und fleucht", so Weissenhofer gegenüber der APA, "und dass wir mit diesen Daten wissenschaftlich arbeiten können."

Seit mehr als 30 Jahren sammelt der Verein "Regenwald der Österreicher" Spenden, um diesen Urwald vor der Zerstörung zu retten. Tausende Hektar wurden seither freigekauft und in den Nationalpark Piedras Blancas eingegliedert. Nun wird der nächste Schritt gesetzt: In Zusammenarbeit mit der Forschungsstation "La Gamba" der Universität Wien soll der Nationalpark mit einem nahe gelegenen Bergregenwald verbunden werden. Für diesen "Biologischen Korridor La Gamba − COBIGA" werden bestehende Wälder und Weideland angekauft, Brachland wird aufgeforstet.

Für den COBIGA−Korridor brauche es zusätzlich Geld, sagt Weissenhofer, und hofft auf die Unterstützung von Sponsoren. Das könnte mit der "Green Cube"−Initiative der schwedischen Firma R−evolution gelingen. Sie will Unternehmen davon überzeugen, Segmente des Regenwaldes auf Kubikmeterbasis zu sponsern. "Das Projekt entspricht den Anforderungen für Sponsoren, also für die Bewertung der nachhaltigen und ethischen Praxis von Unternehmen.", betont man seitens R−evolution.

Quelle:
https://science.orf.at/stories/3223222/
(abgerufen am 20.01.2024)