GPS−Unterstützung


Die Schneetage in der nördlichen Hemisphäre haben seit den 1980er Jahren rapide abgenommen, wie eine kürzlich erschienene Studie bestätigt. In Österreich bringt das auch den Skitourismus in Bedrängnis. Mit moderner Technik versuchen Skigebiete wie das niederösterreichische Annaberg möglichst lange dagegenzuhalten.

Es ist die bisher umfangreichste Studie über den Einfluss der Klimaerwärmung auf die Schneedeckentage. Erstmals wurde nicht nur untersucht, ob und wann Böden mit Schnee bedeckt sind, auch die Schneemenge wurde genauer unter die Lupe genommen. Die Daten wurden von einem Team des US−amerikanischen Dartmouth Colleges erhoben und im Jänner im Fachjournal "Nature" veröffentlicht.

Die Forscher untersuchten 169 Flusseinzugsgebiete der nördlichen Hemisphäre von den Jahren 1981 bis 2020. Als Vergleichszeitraum wurde der März herangezogen, da hier die Schneelage in der Regel ihren Höhepunkt erreicht. In 70 Gebieten wurde ein signifikanter Abwärtstrend festgestellt. Vor allem in Europa und Nordamerika, in Flussgebieten mit hoher Bevölkerungsdichte war diese Entwicklung zu beobachten − weshalb hier die Trinkwasserversorgung zukünftig problematisch werden könnte, schließlich speisen sich viele Flüsse und Grundwasservorkommen vom Schmelzwasser im Frühjahr.

Die Studienautoren konnten auch einen Schwellenwert feststellen, der für eine robuste Schneedecke notwendig ist. Die durchschnittliche Temperatur im Winter sollte bei minus acht Grad Celsius liegen, damit der Schnee nicht schmilzt. Dies ist jedoch nur in sehr kalten Gebieten wie Sibirien der Fall. Dort konnte sogar eine Zunahme der Schneedeckentage verzeichnet werden, da der vom Menschen gemachte Klimawandel zu mehr Niederschlag führt.

Auch in Österreich wurde bereits eine aufwendige Studie über die Entwicklung der Schneedeckentage durchgeführt. Am ProjektFuSE−AT waren mehrere Institutionen beteiligt. Verschiedene Szenarien über die Entwicklung der Schneelage wurden bis zum Jahr 2070 ermittelt. Bleibt der Klimaschutz aus, soll Naturschnee in tieferen Lagen gar um 80 Prozent, über 2.000 Meter Seehöhe immer noch um 50 Prozent abnehmen. Die meisten Skigebiete liegen zwischen 1.500 und 2.500 Metern. Wird hier auf Klimaschutz gesetzt, würden die Schneedeckentage trotzdem um 20 Tage abnehmen.

Etwas niedriger − zwischen rund 900 und 1.300 Metern − liegt das Skigebiet Annaberg im niederösterreichischen Bezirk Lilienfeld. Hier wurden bereits im Jahr 2016 die Pfarrboden−Lifte eingestellt. Wissenschaftliche Daten zeigten, dass nicht nur die Höhenmeter eine Rolle spielten, wie Markus Redl von ecoplus Alpin erklärt, der für die Skigebiete des Landes Niederösterreich als Geschäftsführer vorsteht.

"Wir haben 2015 ganz genau analysiert und gesehen, dass das Skiangebot bei den Pfarrboden−Liften nicht mehr zu halten war. Obwohl es der Nordhang war und von der Höhenlage keinen großen Unterschied zum Skizentrum Reidl−Lifte gibt, waren es die Strömungsverhältnisse vor Ort, die zu einer höheren Durchschnittstemperatur geführt haben. Auch die Geologie war ungünstig", so Redl.

Aufgrund dieser Datenlage wurde entschieden, nur noch die Reidl−Lifte zu betreiben und dafür das Sommerangebot auszubauen. Denn die Prognosen zeigen, dass wohl auch hier ein Winterbetrieb maximal noch 35 bis 40 Jahre möglich ist. Bis dahin versucht man mit technischen Methoden dagegenhalten. Durch ein GPS−gestütztes Messystem für Schneehöhen wird zentimetergenau angezeigt, wo wie viel Schnee liegt, der dann mittels hochmoderner Beschneiungsanlage gezielt produziert wird.

Quelle:
https://science.orf.at/stories/3223214/
(abgerufen am 20.01.2024)