Zukunft der Windkraft


In großen Windparks mit schwimmenden Windrädern auf hoher See sieht die Energieforscherin Lucy Pao die Zukunft der Windkraft. Dort sei eine durchgehende Versorgung mit Wind gesichert. Technisch seien aber noch einige Fragen zu klären.

An Land gehe mancherorts langsam der Platz für größere Windparks aus, sagt die Energieforscherin Lucy Pao. Noch dazu gebe es immer wieder Kritik daran, weil manche die Windräder als zu großen Eingriff in die Landschaft sehen. Pao, die am Department of Electrical, Computer and Energy Engineering an der University of Colorado forscht, sieht die Zukunft der Windkraft auf hoher See.

Schon derzeit bestehen einige Offshore-Windparks mit zahlreichen im seichten Meeresboden verankerten großen Windrädern. In Europa findet man sie etwa in der Nord- und Ostsee. Dies sind allerdings küstennahe Anlagen. Solche Windparks seien vor allem für Regionen interessant, wo sich größere Ballungsräume in Küstennähe befinden. Damit umgehe man etwa Probleme mit Übertragungsverlusten in weiter entfernte Gegenden, so Pao im Gespräch mit der APA.

Trotzdem plädiert die Expertin dafür, mit zukünftigen Anlagen weiter aufs offene Meer hinauszugehen: "Rund 80 Prozent der Windressourcen liegen über der Tiefsee." Die Turbinen im Meeresboden zu verankern ist dort aber keine Option. Es brauche daher schwimmende Windräder − am besten möglichst groß dimensioniert. Dazu werde auch bereits viel geforscht. In Europa werden kleine schwimmende Windparks bereits in drei Pilotprojekten in Schottland und Portugal erprobt, ein weiteres soll in Norwegen durchgeführt werden: "Es gibt hier viel Fortschritt und Interesse."

Einfacher zu managen wären solche Anlagen, wenn sie hohe Leistungen mit möglichst wenigen Windrädern erzielen. Aktuell messen die größten Rotorblätter schon stattliche 115 Meter. Diese Systeme erzeugen rund 15 Megawatt Strom. Pao hält auch 200 Meter lange Rotorblätter für machbar. Solche Systeme könnten dann bis zu 50 Megawatt erzeugen.

Große schwimmende Offshore-Windanlagen könnten vielleicht schon um das Jahr 2025 umgesetzt werden, so Pao, die am Dienstag an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) einen Vortrag hält. Klarerweise müsse man für eine möglichst effiziente Übertragung des dort erzeugten Stroms an die dann fern liegenden Küsten denken. Pao hält es künftig jedenfalls für denkbar, dass Wind und Sonne bis zu 80 Prozent des Bedarfs decken könnten.

Für eine echte Energiewende sollte der Restbedarf möglichst durch Geothermie oder Wasserkraft bereitgestellt werden. Mit einem derart großen Anteil an weniger planbaren Quellen komme der Art der Nutzung und der Steuerung der Systeme eine immer größere Bedeutung zu. Dazu brauche es neben der "Hardware" in Form von Anlagen auch die geeigneten Softwarekomponenten zum Management des komplexen Gesamtsystems.

Zukunft der Windkraft 01

Für Österreich fällt die Option der Offshore-Windparks zwar weg, trotzdem sieht Pao auch hierzulande noch viel Potenzial für Wind- und Solarenergie. Europa müsse beim Aufbau eines erneuerbaren Energiesystems jedenfalls enger zusammenarbeiten, um das Netz über den ganzen Kontinent hinweg auszugleichen. Durch den Krieg Russlands in der Ukraine wurde nun nahezu allerorts deutlicher, wie groß die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern − allen voran von russischem Gas − eigentlich ist.

Quelle:
https://science.orf.at/stories/3211864/
(abgerufen am 13.03.2022)