Zentrum für Mikrodaten


Fehlende Daten sind eines der zentralen Probleme in Österreich − in der Pandemie, aber auch bei anderen Themen. Um die Situation zu verbessern, startet Anfang Juli das neue Zentrum für Mikrodaten. Die Vorbereitung bei der Statistik Austria läuft auf Hochtouren, die Freigabe von Datensätzen durch öffentliche Stellen lässt allerdings auf sich warten.

Das Mikrodatenzentrum soll der österreichischen Forschung datengestützte verknüpfte Untersuchungen ermöglichen. Neben Daten von Statistik Austria sollen auch jene von öffentlichen Stellen wie Bundes−, Landes− und Lokalbehörden einfließen.

Das Einkommen österreichischer Haushalte, das Wachstum heimischer Unternehmen, der sozialer Hintergrund von Studierenden − das sind nur einige wenige Beispiele von insgesamt 50 Datenbeständen, die von Statistik Austria für das neue Mikrodatenzentrum bereitgestellt werden. Das ist aber erst der Anfang, so Josef Kytir, Projektleiter bei Statistik Austria: "Unser Anliegen ist es, dass zum Start am 1. Juli auf jeden Fall etwas nach außen sichtlich ist. Deshalb gibt es die Priorisierung von rund 50 Mikrodatensätzen, der Bestand soll aber kontinuierlich wachsen."

Mikrodaten sind Originaldaten aus Erhebungen und Befragungen, die noch nicht zu Auswertungen zusammengefasst wurden. Für die Wissenschaft sind sie besonders interessant, weil sie sich mit anderen Mikrodatensätzen kombinieren lassen.

In Dänemark hat man langjährige Erfahrung mit solchen Forschungsprojekten, dort hat man zuletzt den Effekt der sozialen Herkunft auf die Bildungskarriere im Rahmen einer Drei−Generationen−Analyse untersucht und dafür auch "Registerdaten" genannten Einträge zu Gesundheit und Sozialleistungen genutzt.

Wie in Dänemark werden auch in Österreich nur akkreditierte Forschungseinrichtungen mit hohen Sicherheitsauflagen Zugang zu Daten bekommen, die immer bei Statistik Austria liegen bleiben: "Man arbeitet in einer virtuellen Umgebung. Es funktioniert kein Copy und Paste, man kann da nichts lokal abspeichern. Man kann auch nicht Daten von außen in diesen geschützten Bereich hineinbringen", beschreibt Kosef Kytir.

Außerdem arbeitet man nicht mit Daten, die Personen oder Unternehmen direkt identifizieren: "Das sind Daten wie Sozialversicherungsnummern, Unternehmensnamen oder Namen von Personen. Solche Daten haben wir im Haus gar nicht, die könnten wir gar nicht zur Verfügung stellen. Das heißt, direkt identifizierbare Daten spielen keine Rolle, wenn es um Daten für die Wissenschaft geht." Statt dessen werden die Informationen pseudonymisiert, sie fließen also als abstrakter Code in die Analysen ein.

Mit 1. Juli nimmt das neue Mikrodatenzentrum seinen Betrieb auf, das ist im Gesetz so festgelegt. Zu den Daten von Statistik Austria sollen auch Register von Ministerien und anderen öffentlichen Einrichtungen kommen. Hier ist man aber noch nicht so weit, wie Anfragen von Ö1 zeigen: Das Wissenschaftsministerium arbeite an einer Verordnung, um Daten für das Zentrum freizugeben. Das genaue Datum, wann sie von Wissenschaftsminister Polaschek unterzeichnet wird und in Kraft tritt, ist aber offen. Im Gesundheitsministerium nennt man das Mikrodatenzentrum nicht, wenn es um Verbesserungen im Pandemiemanagement geht. Hier verweist man auf ein eigenes Covid−Hospitalisierungsregister, ein "wichtiges Instrument für ein effektives Pandemiemanagement im Herbst".

Quelle:
https://science.orf.at/stories/3213460/
(abgerufen am 07.06.2022)