Stärkere Aufheizung


Die aktuelle Hitzewelle führt auch dazu, dass die Nächte hierzulande ungewöhnlich warm sind − teils Tropennächte, sprich, die Temperatur fällt nicht unter 20 Grad. Generell heizen sich die Nächte angesichts der Klimaveränderung schneller auf als die Tage. Wird der CO2−Ausstoß nicht radikal reduziert, könnten insbesondere die Nächte im Alpenraum noch deutlich wärmer − und anstrengender − werden.

Das Phänomen, dass die vom menschlichen CO2−Ausstoß ausgelöste Klimaerwärmung die Temperaturen in den Nächten stärker ansteigen lässt als untertags, lässt sich schon länger beobachten. Dass das so ist, hängt laut dem Klimatologen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), Marc Olefs, direkt mit dem Treibhausgasausstoß zusammen. Dieser führe dazu, dass die Strahlungswärme zunehme, so Olefs gegenüber ORF.at. Und in der Nacht sei die Strahlungswärme die Hauptenergiequelle, während untertags die Sonne − deren Leistung sich nicht grundsätzlich verändert − als zweiter großer Faktor dazukomme.

Der Treibhausgaseffekt führt dazu, dass wegen des menschenbedingten vielfach vermehrten Ausstoßes von CO2 und Methan sich deren Konzentration in der Atmosphäre stark erhöht. Sie blocken einen Teil der Wärmestrahlung, die von der Erde aufsteigt, ab und lenken diese zurück auf die Erdoberfläche, die sich dadurch weiter erwärmt. An ganz vielen Messstationen in Österreich zeigt sich diese signifikante Entwicklung, wenn man die Temperaturmaxima in den Nächten verschiedener Jahre vergleicht. Derzeit sei die ZAMG dabei, eine aktuelle Berechnung durchzuführen, so Olefs.

Laut Olefs gibt es dabei auch regionale Differenzen. In einer in Tallage befindlichen Stadt wie Innsbruck würde sich die Luft untertags schneller erwärmen, nachts aber auch schneller wieder abkühlen. In solchen Lagen ist also mit einer Zunahme von Tagen mit hohen Temperaturen zu rechnen, aber mit vergleichsweise wenigen Tropennächten.

Zu unterscheiden ist zudem zwischen Stadt und Land. Der Hitzeinseleffekt − also die vermehrte Speicherung von Wärme untertags durch Beton und Asphalt, die sich im dicht verbauten Gebiet auch viel langsamer verflüchtigt − sorge in Städten für viel wärmere Nächte. Freilich gibt es auch teils Unterschiede innerhalb von Städten: Der Unterschied in der Nacht zwischen Wiener Innenstadt und der grüneren, weniger dicht besiedelten und etwas höher gelegenen Hohe Warte kann laut Olefs bis zu fünf Grad liegen.

Stärkere Aufheizung 01

Mit welchen Nachttemperaturen man künftig rechnen muss, hänge völlig davon ab, wie sehr der Treibhausgasausstoß reduziert werde, so der Leiter der ZAMG−Klimaabteilung. Derzeit würden wir "den rasantesten Temperaturanstieg überhaupt" − mit 0,5 Grad Erwärmung pro Jahrzehnt − erleben.

Selbst wenn der beste Fall eintrete und tatsächlich der menschengemachte CO2−Ausstoß bis 2050 auf null gesenkt wird, werde sich die Erde um ein Grad erwärmen. "Das ist im System schon gespeichert."

Die Frage sei aber, wie es danach weitergehe. Werde die Klimaneutralität nicht erreicht, drohe im Alpenraum ein Anstieg der Temperaturen um drei bis fünf Grad. Der Alpenraum sei besonders betroffen, und hier falle die Erhitzung doppelt so stark aus wie im globalen Durchschnitt.

Quelle:
https://orf.at/stories/3277103/
(abgerufen am 26.07.2022)