Neue Skala


Die Stärke tropischer Wirbelstürme in den vergangenen Jahren sprengt nach Ansicht zweier Forscher die derzeit übliche Hurrikanskala. Bisher reicht diese bis zur Kategorie fünf − mit Windgeschwindigkeiten ab 70 Metern pro Sekunde. Sie schlagen nun eine sechste Kategorie vor, da manche Stürme mittlerweile eine Windstärke von über 86 Metern pro Sekunde hatten. Das entspricht mehr als 309,6 Kilometern pro Stunde.

Eine Analyse von Daten aus den Jahren 1980 bis 2021 ergab nach Angaben der Autoren der nun im Fachmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences" erschienenen Studie, dass fünf Stürme in die neue hypothetische Kategorie 6 eingestuft worden wären. Alle diese Stürme seien in den letzten neun Jahren der Datenreihe aufgetreten, schreiben Michael Wehner vom Lawrence Berkeley National Laboratory in Berkeley und James Kossin von der University of Wisconsin−Madison. Ein Grund für die Steigerung sei der Klimawandel und der damit einhergehende Anstieg der Meerestemperaturen. Dieser liefere zusätzliche Wärmeenergie für die Hurrikans, die somit stärker werden könnten.

Der stärkste der fünf Wirbelstürme, Hurrikan "Patricia", trat 2015 im Ostpazifik auf und traf in Mexiko auf Land. Die übrigen vier waren Taifune, wie tropische Wirbeltürme in der Nordwestpazifik−Region genannt werden. Darunter war "Haiyan", der 2013 auf stark bevölkerte Inseln der Philippinen traf und die meisten Toten dieser fünf Wirbelstürme verursachte.

Ältere Klimamodellierungen ergaben nach Auskunft der Forscher, dass das Risiko von Wirbelstürmen der hypothetischen Kategorie 6 in der Region der Philippinen um 50 Prozent steigt, wenn die globale Erwärmung 2 Grad über dem vorindustriellen Niveau liegt. Im Golf von Mexiko verdopple sich die Zahl dann sogar.

In der Vergangenheit sei bereits vorgeschlagen worden, dass der besonders zerstörerische Tropenwirbelsturm "Haiyan" in eine Kategorie 6 aufgenommen werden sollte, erläutert das Team. "Aber "Haiyan" scheint kein Einzelfall zu sein." Die Forscher plädieren für eine Änderung der derzeit üblichen Saffir−Simpson−Hurrikan−Windskala, mit einer Kategorie 5 für Spitzenwindgeschwindigkeiten von 70 bis 86 Metern pro Sekunde und einer zusätzlichen Kategorie 6 darüber.

Eine frühere Studie hatte ergeben, dass die meisten Todesfälle im Zusammenhang mit Hurrikans in den USA durch Sturmfluten an der Küste verursacht wurden (49 Prozent), gefolgt von Überschwemmungen durch Starkregen (27 Prozent), Todesfällen direkt durch Wind (8 Prozent) und verschiedenen weiteren Ursachen.

Für viele Faktoren der Zerstörung sei die windbasierte Skala zwar nur am Rande relevant, schreiben die Forscher. Dennoch bleibe sie ein wichtiges Kriterium für die Risikowarnung. Das Hinzufügen einer 6. Kategorie zur Hurrikan−Windskala könne zudem das Bewusstsein für die Gefahren des Risikos größerer Wirbelstürme aufgrund der globalen Erwärmung sensibilisieren.

Die Saffir−Simpson−Hurrikan−Windskala wurde in den frühen 1970er−Jahren in den USA eingeführt. Seit 2010 werden die Winde in zehn Metern Höhe gemessen. Während Wirbelstürme sehr langsam ziehen, sind ihre rotierenden Winde sehr schnell.

Quelle:
https://science.orf.at/stories/3223479/
(abgerufen am 09.02.2024)