Regionale Unterschiede


Sinkende Pegelstände bei Flüssen und Bächen, ausgetrocknete Seen, Appelle zum Wassersparen: Auch Österreich bleibt von der starken Trockenheit nicht verschont. Allerdings gestaltet sich die Lage hierzulande regional sehr unterschiedlich.

Besonders prekär ist die Situation bekanntlich im Burgenland. Dort war bereits vor Monaten davor gewarnt worden, dass der Sommer dank fehlender Winterfeuchte, wenig Niederschlag und großer, langanhaltender Hitze zur Belastungsprobe für den Neusiedler See und den Seewinkel werden dürfte. Das ist auch eingetreten. Der Neusiedler See hatte am Dienstag einen Pegel von 114,94 Metern über der Adria, das ist erneut der Tiefststand seit Beginn der Aufzeichnungen 1965. In Zukunft soll nun trotz Kritik Wasser aus der ungarischen Moson−Donau zugeleitet werden.

Auch der Seewinkel ist schwer getroffen. In den nächsten Tagen droht die letzte noch wasserführende Lacke − die Darscho−Lacke bei Apetlon − komplett auszutrocknen. Bereits verlandet ist der Zicksee. Hier geriet in den vergangenen Wochen die Bewässerung der Landwirtschaft in die Kritik, weil diese die Grundwasserpegel noch weiter absinken lässt.

"Deutlich weniger Wasser" als im Vorjahr führt derzeit die Donau in Niederösterreich. Nach Mittelwasser im Sommer 2021 liege man jetzt unterhalb von Regulierungsniederwasser, sagte der stellvertretende Abteilungsleiter Günther Konheisner von der Abteilung Wasserwirtschaft beim Amt der niederösterreichischen Landesregierung zur APA. Das gelte für die Messstation in Kienstock in der Wachau ebenso wie für jene in Wildungsmauer im Bezirk Bruck an der Leitha. Aufgrund der niedrigen Pegelstände müssen die Schiffe auf der Donau bereits mit weniger Fracht fahren.

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Vorsichtige Entwarnung gibt es hingegen in Wien. Zwar hat die Trockenheit im Stadtbild deutliche Spuren hinterlassen und für niedrigere Pegel bei der Donau und den Wienerwaldbächen gesorgt, die Grundwasserpegel befinden sich aber auf einem für die Saison unauffälligen Niveau. "Es gibt keine Extrema, die Situation hängt aber vom weiteren Niederschlag ab", so Christine Erber von den Wiener Gewässern. Entscheidend sei nun, wie der Herbst werde

Die geringen Niederschläge machen sich auch in Salzburg bemerkbar. Die Situation an den Flüssen und Seen sei zwar noch nicht dramatisch, doch auch in diesem Bundesland würden die Pegelstände sinken, hieß es am Dienstag vom Hydrografischen Dienst des Landes. Bemerkbar ist dabei ein Nord−Süd−Gefälle.

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Der Flachgau mit seinen großen Seen ist stärker betroffen als die Gebirgsregion, hier werden teils extrem niedrige Grundwasserpegel verzeichnet. Laut Messungen regnete es im nördlichen Flachgau in diesem Jahr nur halb so viel wie nötig. An einzelnen Messpunkten gibt es nun die niedrigsten Pegelstände seit Messbeginn. Für die kommenden Tage werden zwar große Regenmengen prognostiziert − doch diese dürften nur wenig Erholung bringen. Die Böden sind zu trocken, um das Wasser tatsächlich nachhaltig aufzunehmen.

Auch in Oberösterreich hat sich die lange Trockenperiode in den Wasserständen von Flüssen und Seen bemerkbar gemacht. Im Mattiggebiet im westlichen Innviertel gebe es Austrocknungen. Die Lage sei noch nicht dramatisch, müsse aber genau beobachtet werden, sagte der Leiter des Sachgebiets Oberflächenwasser des Hydrographischen Dienstes des Landes, Reinhard Enzenebner, der APA am Dienstag.

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Generell lägen die Stände zwischen Mittel− und Niedrigwasser, mit Tendenz Richtung Niedrigwasser. Die Wasserstände von Inn und Salzach seien normal. Oberösterreichs Seen seien bis vorige Woche noch in einem guten Zustand gewesen, nun schlage sich die lange Trockenheit mit mehr Rückgängen im Attersee, Wolfgangsee und Mondsee nieder, vor allem der Wolfgangsee gehe in Richtung Niedrigwasser, so der Experte. Traunsee und Hallstättersee profitieren von der Schnee− und Gletscherschmelze, sie leiten das Gletscherwasser weiter.

Der Bodensee und die Vorarlberger Flüsse befinden sich indes weiter auf sehr niedrigem Stand. Regen am Montagabend sorgte kurzfristig für Stabilisierung, nicht aber für nachhaltige Entspannung. Mit 308 Zentimetern lag der Bodensee−Pegel am Dienstag noch elf Zentimeter höher als beim bisherigen Tiefststand.

Die zuführenden Flüsse führen durchwegs Niederwasser, und auch die Grundwasserpegel bleiben unter dem Mittelwert zurück. Große Trockenheit herrscht auch auf Vorarlbergs rund 500 Almen, die Futterqualität leidet. Für Schlagzeilen sorgte zuletzt die Gemeinde Langen bei Bregenz, wo die Trinkwasserbehälter leer sind. Die Versorgung wird nun durch Notschläuche gesichert, Wasser aus Nachbargemeinden zugefahren.

Nicht "dramatisch" sei hingegen die Lage in Tirol, auch wenn dort die meisten Gewässer weniger Wasser als gewöhnlich führen und es zu wenig nachhaltigen Niederschlag gegeben habe. Man sei immer noch im natürlichen Schwankungsbereich, so Klaus Niedertscheider, Leiter des Sachgebietes Hydrografie und Hydrologie beim Land Tirol. Der Pegel bewegte sich allerdings im Juli zum Teil im untersten Bereich der Schwankungen der vergangenen 30 Jahre. Der Inn etwa liegt mit einem Pegel von knapp drei Metern unter der mittleren Wasserführung.

In der Steiermark macht sich die anhaltende Trockenheit vor allem in der Süd− und Oststeiermark bemerkbar. Die Pegelstände mancher Flüsse liegen derzeit unter dem langjährigen Mittelwert, und auch auf den Almen werden Wiesen und Weiden immer trockener. Auch die Stromproduktion aus Wasserkraft ist rückläufig. Auffällig sei auch, dass die Grundwasserstände etwa im Grazer Becken seit August des Vorjahres durchgehend rückläufig sind.

Ein "beträchtliches Niederschlagsdefizit", aber keine kritische Lage sieht das Land Kärnten. "Wir sind schon sehr lange im Niederwasserbereich, die Pegel sind auf niedrigem Niveau", so Johannes Moser, Leiter des Hydrographischen Dienstes Kärnten, auf APA−Anfrage. Dass Kärnten nicht mit einer extremen Dürre zu kämpfen hat, sei auf immer wieder auftretende Gewitter zurückzuführen, die teilweise auch kräftig ausgefallen sind: "Das hat für leichte Aufbesserungen gesorgt." Lediglich in Unterkärnten gebe es kleinere Karawankenbäche, die besonders wenig Wasser führen. Bei größeren Flüssen, wie etwa Drau oder Gail, sei die Lage entspannter. Schwerwiegende Probleme und Austrocknungen gebe es in Kärnten jedenfalls nicht.

Quelle:
https://orf.at/stories/3281336/
(abgerufen am 18.08.2022)