Globales Experiment


Die österreichische Tropenstation "La Gamba" in Costa Rica beteiligt sich an einem globalen Wiederbewaldungsexperiment. Mehr als 30 Organisationen untersuchen, wie sich Tropenwälder auf entwaldeten Flächen effizienter wiederherstellen lassen. Das österreichische Team wird dafür auf drei Hektar rund 1.600 Bäume pflanzen.

Hintergrund des Projekts ist die hohe Misserfolgsquote zahlreicher Wiederbewaldungsprojekte. Dies sei oft auf die falsche Wahl der dabei verwendeten Baumarten zurückzuführen, heißt es seitens des Crowther Labs an der der Eidgenössisch Technischen Hochschule (ETH) Zürich ETH Zürich, das das "Global Experiments Network" (GEN) initiiert hat. Zudem würden bei solchen Maßnahmen häufig Baummischungen mit nur wenigen verschiedenen Arten eingesetzt. Das könne zu artenarmen Wäldern führen, die nur schlecht mit dem Klimawandel umgehen können.

Die Forschungsgruppe des Ökologen Thomas Crowther will mit dem Experiment an vielen Standorten und Ökosystemen wissenschaftliche Grundlagen für eine globale Wiederherstellung von Ökosystemen schaffen. Crowther hat 2019 mit einer im Fachjournal "Science" veröffentlichten Studie für Aufsehen gesorgt und viel Kritik geerntet, in der er weltweite Wiederaufforstung als effizienteste Maßnahme gegen den Klimawandel bewarb.

Um neue Methoden zu testen und Erkenntnisse für die Praxis zu gewinnen, arbeiten die Forscher und Forscherinnen mit Organisationen zusammen, die Wiederbewaldungsprojekte durchführen. Eine davon ist seit kurzem die österreichische Tropenstation "La Gamba", wie deren Co−Leiter Anton Weissenhofer von der Universität Wien gegenüber der APA erklärte.

Globales Experiment 01

Die seit 30 Jahren bestehende, von einem gemeinnützigen, Uni−Wien−nahen Verein getragene Station im Südwesten Costa Ricas ist für österreichische und internationale Forscher und Forscherinnen Basis für wissenschaftliche Arbeiten in einem der artenreichsten Regenwälder Mittelamerikas. Zudem werden in enger Abstimmung mit dem Verein "Regenwald der Österreicher" Flächen in der Region aufgekauft, um intakte Wälder zu schützen bzw. bisher landwirtschaftlich genutzte oder brachliegende Flächen wieder zu bewalden. Durch Spendengelder konnten so seit Anfang der 1990er−Jahre über 4.500 Hektar freigekauft werden.

"Wir haben erst kürzlich mit Unterstützung des Vereins ´Rainforest Luxemburg´ die 16 Hektar große Finca Zaida in San Miguel gekauft und werden auf drei Hektar davon im Rahmen von GEN mehr als 1.600 Bäume mit einer bestimmten Artenzusammensetzung pflanzen", so Weissenhofer. Die Planungen dafür sind im Laufen, die Pflanzungen sollen im Herbst erfolgen. Dann werden die Forscher das Wachstum der Bäume über viele Jahre wissenschaftlich begleiten.

So wie an den mehr als 30 anderen Standorten von GEN soll auch auf den von den Österreichern begleiteten Flächen unter anderem untersucht werden, was zum Erfolg bzw. Misserfolg von Renaturierungsprojekten beiträgt. Dabei will man herausfinden, wie sich Ökosysteme auf natürliche Weise erholen bzw. wann der Mensch besser eingreifen sollte, um diesen Prozess zu beschleunigen, und wie die Wiederbewaldung möglichst gut auch zur Erholung der biologischen Vielfalt beitragen kann.

Als Rezept für die Renaturierung werde oft die einfache Formel "der richtige Baum am richtigen Ort" genannt. Tatsächlich sei dies jedoch ein sehr komplexer Prozess und es fehle ein klarer Leitfaden für die Gestaltung von standortspezifisch geeigneten Artenmischungen, heißt es seitens des Crowther Labs. Ziel von GEN sei es herauszufinden, wie funktionale Merkmale von Arten sowie verschiedene Kombinationen davon Wachstum, Überleben, Erholungsrate der Artenvielfalt und langfristige Widerstandsfähigkeit der neuen Wälder gegenüber dem Klimawandel beeinflussen.

Quelle:
https://science.orf.at/stories/3217215/
(abgerufen am 22.01.2023)