Starker Schaden


Die Ozonschicht der Erde erholt sich − Waldbrände könnten dieser positiven Entwicklung künftig aber entgegenwirken. So zeigt etwa eine aktuelle Studie, dass die Buschbrände, die von Juni 2019 bis Mai 2020 in fast ganz Australien wüteten, der darüberliegenden Ozonschicht stark zusetzten.

Zu dieser Erkenntnis kamen Forscherinnen und Forscher, nachdem sie Satellitenaufnahmen aus der Zeit nach den Bränden genauer analysierten. "Was wir gesehen haben, war wirklich spektakulär", so die Chemikerin Susan Solomon vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge im Interview mit science.ORF.at: "Die Veränderungen, die wir in der Stratosphäre über Australien beobachten konnten, haben dem Ozonloch über der Antarktis in vielerlei Hinsicht geähnelt."

Das US−amerikanische Forschungsteam um Solomon bemerkte, dass die Menge der Ozonmoleküle über Australien und anderen Ländern auf demselben Breitengrad nach den Bränden deutlich zurückging. Über den besonders stark betroffenen Gebieten berechneten die Forscherinnen und Forscher eine insgesamte Reduktion der Ozonmenge von drei bis fünf Prozent.

Beim bekannten Ozonloch über der Antarktis wurde in der Vergangenheit viel mehr Ozon zerstört − die australischen Buschbrände seien dennoch ein nicht zu verachtendes Problem, so die Chemikerin. Die Ozonschicht ist immer noch dabei, sich von dem früheren Einsatz von Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) zu erholen. Dass auch Waldbrände zur Zerstörung des Ozons beitragen, könnte diese positive Entwicklung maßgeblich bremsen. "Der Rückgang ist auf jeden Fall signifikant − vor allem weil wir davon ausgehen, dass sich die Ozonmenge in zehn Jahren um nur ein einziges Prozent erholt".

Starker Schaden 01

Dass großflächige Wald− und Buschbrände generell schlecht für die Umwelt sind, ist kein Geheimnis. Dass sie sich aber tatsächlich auch negativ auf die Ozonschicht auswirken, überraschte sogar Solomon. Bisher wurde angenommen, dass die für die Zerstörung von Ozon nötigen chemischen Reaktionen nur in extrem kalten Umgebungen stattfinden. "Das ist auch der Grund, warum das Ozonloch über der kalten Antarktis entstanden ist und nicht über der etwas wärmeren Arktis. Über Australien sollte es dafür also eigentlich viel zu warm sein."

Solomon suchte daher zusammen mit dem Forschungsteam nach den genauen Mechanismen, die hinter dem Ozonrückgang über Australien steckten. "Wir gehen davon aus, dass dabei das organische Material im Rauch eine große Rolle gespielt hat." Vor allem die im Rauch vorhandenen organischen Säuren und Alkohole könnten ausschlaggebend für die Zerstörung des Ozons gewesen sein.

"In der Atmosphäre reagieren diese Partikel mit zahlreichen anderen Teilchen und bringen dort vieles durcheinander", so die Chemikerin. Das organische Material setze demnach chemische Reaktionen in Gang, die Chlorradikale in der Stratosphäre aktiveren. Die Chlorradikale seien wiederum dazu in der Lage, Ozonmoleküle zu zerstören. Um die Annahme zu überprüfen, verglichen die Forscherinnen und Forscher ihre Beobachtungen anschließend mit Simulationsmodellen aus dem Labor. Die detaillierten Ergebnisse der Untersuchung präsentieren sie aktuell im Fachjournal "Nature".

Vereinzelte Busch− oder Waldbrände wären kein allzu großes Problem, so Solomon. In wenigen Jahren könnte sich die Ozonschicht wieder davon erholen. Aufgrund der Klimaerwärmung sei es aber mehr als wahrscheinlich, dass Situationen wie in Australien künftig häufiger werden. "Wie sich das dann auf die Ozonschicht auswirkt, wird sich erst noch zeigen. Die Klimaerwärmung und die damit verbundenen Brände haben aber auf jeden Fall das Potenzial, großen Schaden anzurichten."

Umso wichtiger sei es, Maßnahmen gegen die Klimaerwärmung auszubauen und Wälder besser zu schützen. Nur so könne man der Ozonschicht dabei helfen, sich weiter zu erholen. In künftigen Untersuchungen muss laut Solomon außerdem geklärt werden, ob noch weitere Partikel und Stoffe das Potenzial haben, in der Atmosphäre Schaden anzurichten.

Quelle:
https://science.orf.at/stories/3218043/
(abgerufen am 12.03.2023)