Bessere Vorhersage


Am Europäischen Unwetterforschungsinstitut (ESSL) in Wiener Neustadt in Niederösterreich lernen Meteorologinnen und Meteorologen aus ganz Europa, wie sich Gewitter, Überschwemmungen und Stürme bald noch besser vorhersagen lassen. Eine neue Generation von Satelliten soll dazu beitragen.

16 Meteorologinnen und Meteorologen aus 15 europäischen Ländern waren diese Woche zu Gast am Europäischen Unwetterforschungsinstitut ESSL in Wiener Neustadt. Sie lernen, wie sie die neuen Daten, die der Wettersatellit bietet, interpretieren können. Für das Training suchen sie sich auf einer aktuellen Wetterkarte eine Region aus, für die sie eine Prognose und eine Unwetterwarnung erstellen möchten, erklärt Alois Holzer, Leiter des ESSL.

"Wir zoomen uns in den Bereich, in dem das Wetter am heutigen Tag besonders interessant oder sogar gefährlich ist, und mit diesem Wetter trainieren wir dann. Das ist natürlich für alle am interessantesten und lehrreich, weil auch die Trainer noch nicht wissen, wie die Prognose aussehen wird und ob sie stimmt."

Die Klimaerwärmung führt zu mehr Extremwetterlagen. Wetterprognosen werden dadurch schwieriger. Zugleich verbessert sich die Datenqualität der Satelliten. Der Wettersatellitenbetreiber Eumetsat hat seit Dezember einen neuen Satelliten im All. Insgesamt werden es drei Satelliten sein, die den Meteorologinnen und Meteorologen viel genauere Daten liefern als bisher, so Carla Barroso von Eumetsat.

Die neuen Satelliten senden Bilder auf die Erde − alle zehn Minuten statt wie bisher alle 15 Minuten. Über Europa werden sogar alle zweieinhalb Minuten Bilder gemacht. Erstmals können nun auch Gewitter aus 36.000 Kilometern Höhe über Europa und Afrika entdeckt werden. In Regionen ohne gute Blitzortungssysteme wie etwa auf hoher See und in ärmeren Ländern in Afrika sei das besonders wichtig. Auch für Österreich habe das Vorteile, so Holzer, denn man sehe nun erstmals Blitze in ihrer Ausdehnung, diese seien "ein wichtiger Indikator für die Heftigkeit eines Gewitters".

Die neuen Satelliten können auch die Feuchtigkeit der untersten Atmosphärenschicht messen und Bewegungen identifizieren. "Das ist etwas, worauf wir uns in der Unwettervorhersage extrem freuen, weil uns das endlich die Möglichkeit gibt, zu sehen, wohin Feuchtigkeit wandert", so Holzer. Die Feuchtigkeit sei nämlich eine wichtige Zutat für Gewitter und Unwetter. Zu sehen, wie sie "wandert", könne entscheidende Hinweise auf das Entstehen von Gewittern und auch Hagelunwettern geben. Derzeit gebe es dazu kaum Daten.

Für den alpinen Raum in Europa habe man feststellen können, dass die Hagelunwetter in den letzten Jahren zunahmen, das könne im Zusammenhang mit dem Klimawandel gesehen werden. Für Österreich vermutet Holzer, dass Waldbrände in Zukunft eines der Hauptprobleme im Zusammenhang mit der Klimaerwärmung sein werden.

Die Fachleute hoffen, in Zukunft auch Überschwemmungen besser einschätzen zu können. Denn die höhere Auflösung der Bilder gebe mehr Einblicke in Gebirge, Täler und Küstenlagen. Wenn man das mit den Informationen über die Feuchtigkeitsentwicklung kombiniere, sei das vorteilhaft für kurzfristige Vorhersagen, "aber auch um unsere Computerwettermodelle besser mit guten Daten füttern zu können. Das wird die Prognosequalität sicher um einige Prozent anheben", so Holzer.

Momentan trainieren die Meteorologinnen und Meteorologen noch mit simulierten Daten, denn die neuen Satelliten liefern erst Ende des Jahres Daten auf breiter Basis.

Quelle:
https://science.orf.at/stories/3219711/
(abgerufen am 12.06.2023)